Was hat die Titanic mit Distanzreiten am Hut?
23.07.2011
Am Samstag war ich mit Jacinto bei der 3. Mainschleifendistanz in Frankenwinheim unterwegs. Eine schöne Location, perfektes Reitwetter und eine tollen Strecke belohnten mich mit einem ganz besonderen Reiterlebnis. Jetzt kann ich wirklich verstehen, weshalb man für so einen Distanzritt solche Strapazen auf sich nimmt.
Die Strecke führte uns von Frankenwinheim an Gerolzhofen vorbei, um den Großen Hörnausee und durch den Hörnauwald zurück. Witziger Weise direkt an Katja Spies Rancho Paraiso vorbei, einen Teil unserer Cabalgata-Strecke vom Frühjahr folgend, zum Ausgangspunkt zurück. Dort war ein Vet-Check mit Vortraben. Jacinto kam mit perfekten Pulswerten in die Kontrolle und konnte gleich auf die zweite Schleife gehen.
Distanzreiten ist der Rausch der Freiheit. Adrenalin pur. Das Gefühl auf einem Meer von Gras zu Fliegen. Kilometer schrumpfen am langen Zügel dahin. Man sitzt auf dem Pferd, lässt sich tatsächlich nur tragen – das Pferd findet sein Tempo und läuft und läuft und läuft!
Genial! Gänsehautfeeling!
Als Filmausschnitt wäre Distanzreiten Kate Winslet in Titanic. Diese Stelle, wo sie mit Leonardo DiCaprio am Bug des Schiffes steht und die Arme ausbreitet und sagt „…. Ich fliege!“ – das ist die perfekte Umschreibung für Distanzreiten. Allerdings ohne DiCaprio. Den mag ich nicht.
Und jetzt sind wir ja nicht wirklich schnell unterwegs. Im Vergleich zu den Arabern, die uns popelige Kurzstreckenreiter auf ihrer 62-km-Strecke überholt haben sind wir Schildkröten. Aber im Vergleich zu Otto Normal waren wir richtig flott.
Die zweite Schleife war richtig genial. Durch Felder und Wald, schöne Sandwege bis nach Volkach. Dort war wieder ein Vet-Check und meine Trosserin Julia, die sich netter Weise ganz spontan in allerletzter Minute entschieden hat mich zu begleiten, hat schon mit einem fröhlichen „Das ist jetzt Meiner!“ auf mich gewartet. Jacinto ist aufgefallen, weil er so komisch läuft und ist jetzt bekannt als „Ronaldo“ der seltsame Südamerikaner ….

Die letzten Kilometer waren wie schon in Lindenhof eine kleine Offenbarung. Erst waren der Zwerg und ich lange Zeit alleine unterwegs. Im Wald hat er dann abgebremst und ich habe ihn im Schritt laufen lassen. Im Hinterkopf natürlich den Gedanken: War das zu viel? Kann er nicht mehr? Aber nach dem Wald ist Jacinto auf den Grasweg abgebogen und sofort angetrabt. Er sucht sich sein Tempo und seine Pausen selber. Vorbei am letzten Trosspunkt und einer ganz entrüsteten Hausfrau, deren Rasen vor dem Grundstück etwas sehr gelitten hat. Dass sie nicht mit einem Besen hinter uns her ist war gut.
Auf dem letzen Stück sind wir dann noch einmal von einer ganzen Gruppe 62-er eingeholt worden, was Jacinto noch mal richtig Aufschwung gegeben hat. Er hat richtig Gas gegeben und wir sind flott im Ziel angekommen. Die Kontrolluntersuchung nach zwei Stunden haben wir diesmal auch bestanden (mit einem B für den Gang … da waren ein paar Schritte Tölt im Vortraben dabei …) und waren somit in der Wertung – was für ein Gefühl!
Eine Spitzenleistung von meinem Zwerg. Und ein dickes Dankeschön an Julia, die mich so sicher, spitze und spontan getrosst hat. Und die ich vorher gar nicht gekannt habe – aber Distanzreiten verbindet. Das war bestimmt nicht unsere letzte gemeinsame Distanz. Julia besitzt einen Traber, der seit kurzem auch Tölt zeigt. Das bedeutet sie ist auf jeden Fall mit von der Partie bei der nächsten Töltdistanz! 🙂
Für die Statistiker: EFR – 48 Starter/39 in der Wertung Reine Reitzeit: 02:48:00 Durchschnitt: 11,07 km/h Tempo: 5,42 min/km