Del Cavador

Weihnachtsgedicht?

23.12.2011:

Und hier der letzte Beitrag meiner kleinen Reihe Weihnachtstöltgeschichten – ein leicht pferdesozialkritisch angehauchtes Gedicht von einer meiner wenigen, aber dafür um so teureren, nichtreitenden Freundinnen:

Weihnachtsdemo – von Paula Giersch (Nicht-Reiterin)

Meine Tränke ist vereist,

die Heugabel zerbrochen,

was das für Paso Finos heißt,

wird leider nie besprochen.

Man liest von frohen Pferden nur,

der Rest töltet allein,

vom harten Alltag keine Spur

im schleimig „Wendy“-Schein.

Doch was genug ist, ist genug!

Gepfiffen und getrommelt!

Wie aus einem Atemzug

wird Widerstand gesammelt!

Verpackt ins Weihnachtskrippenspiel

soll’s öffentlich nun werden,

Wie hart man schafft und auch wie viel

bei Paso Fino-Pferden!

So spielt Diosa den Caspar

Jacinto Melchior

Fénix lugt als Balthasar

aus seiner Box hervor.

Dimera steht mariengleich

hinter dem Christuskind,

geschminkt ist Serafin ganz bleich,

wie Engel nun mal sind.

Zu fünft stell’n die Geburt sie nach

im Stall, in dem sie wohnen,

sie wiehern alle Menschen wach:

Der Aufwand soll sich lohnen!

Als die Menschen aufgeweckt

die Boxengass’ betreten,

sind sie nicht wenig aufgeschreckt,

nicht weil die Pferde beten,

sondern weil sie, hufbemalt,

Transparente zeigen.

Drauf steht: „Ihr werdet nun beschallt

mit Wiehern statt mit Geigen!

„Weihnachten, das ist für Euch

viel Kitsch mit Zimt und Zucker,

uns scheint, dass Euch dabei nicht deucht,

dass nichts hier ist in Butter!

Selbst Euer Jesus hatte ja

’ne Krippe ganz intakt,

doch uns’re Tränke, diese da,

ist’s nicht – ich glaub’ es hackt!

Auch Gabeln für das Heu – kaputt!

Das kann doch wohl nicht sein!

Wir leben hier im Stall im Schutt – 

ihr schön im Kerzenschein!

Wir schuften hier tagein, tagaus,

Befehle wir stets hören, 

wir reiten selbst bei Regen aus

und das für ein paar Möhren?!?“

Die Menschen wurden kleinlaut sehr,

sie scharrten mit den Füßen,

und holten schließlich alles her,

um’s Finos zu versüßen.

Und die Moral von alledem:

Black Beauty ist ein Scheiß,

auch Fury, Wendy ganz extrem

und wie das alles heißt.

Reiten ist mit Herz und Hirn,

mit Sorgfalt und Bedacht.

Wenn deine Pferde demonstrier’n,

denk lieber drüber nach!

Zur Autorin: Frau (demnächst Dr.) Paula Giersch ist eine meiner wenigen nichtreitenden Freunde, was der Freundschaft keinen Abbruch tut. Im Gegenteil. Paula lernt mit Begriffen wie Biothane und Barbada etwas anzufangen und ich im Gegenzug lerne Begriffe wie Keilabsatz und Konstantin. Paula lebt unter den Dächern von Trier, ist von Beruf Zeitzeuge, Mitglied der Gesellschaft Wilder Wutzen, macht fantastische Museums- und Stadtführungen und schreibt wunderbare Gedichte. Auch Paula hat einen Preis gewonnen. Sie musste mich ein Wochenende in Trier ertragen und wir haben gemeinsam mit meinen beiden restlichen Nichtreiterfreundinnen Kathrin und Natascha den Weihnachtsmarkt unsicher gemacht.

Diosa auf dem Weihnachtsmarkt in Trier 2011

Und somit wünsche ich Euch allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2012!

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