Höllen- oder Hexenritt?
14.04.2012:
Dieses Jahr fand der Distanzritt „Hexenritt zum Zabelstein“ von Verena Glück und ihrem Team auf dem Reitgelände des Reitvereins Gerolzhofen statt. Der Platz ist uns ja bestens bekannt. Dort findet jährlich der super organisierte Orientierungsritt vom Reitverein Gerolzhofen statt. Auch als Distanz-Basislager eignet sich das Gelände perfekt. Kurze Wege, man konnte alles Überblicken und genügend Platz für 80 Starter war auch vorhanden. Neu ist die frisch gebaute Lagerhalle, die als „Bistro“ umgebaut wurde. Für Verpflegung und Getränke war also bestens gesorgt. Ich erinnere an die leckeren Kuchen, die uns schon am O-Ritt das Wasser im Mund zusammen laufen ließen. Sogar ein echtes Luxusmodel von Klowagen stand bereit. Die Organisation und das Team perfekt. Wir waren begeistert.
Ausgeschrieben war der „Hexenritt zum Zabelstein“ – als kurzer Distanzritt mit 56 km und Einführungsritt mit 36 km. Der Begriff Hexenritt kommt übrigens nicht davon, dass die Mehrzahl der Distanzreiter manchmal biestige Weibsbilder sind. Wenn Verena mit ihrem schwarzen Araber gesichtet wird, wird sie liebevoll als die „blonde Hexe mit ihrem schwarzen Blitz“ bezeichnet. Deshalb die Benennung des Rittes.
Wettertechnisch hatten wir perfektes Reitwetter. Sonnenschein bis ca. 15° C nach einer kalten Nacht. Gut dass ich nicht im Hänger schlafen musste – fiel das Thermometer doch auf frische – 2° C. Gestartet wurde im fünf Minutentakt als Vierergruppe. Optimistisch bin ich mit Julia Väth zusammen gestartet, die ganz langsam reiten wollte. Ihr Traber Hucellus stand im Februar noch in der Pferdeklinik – im Winter hieß es noch er könne keine Distanzen mehr starten. Aber schon nach 500 Metern war sie nicht mehr gesehen. 500 Meter nur, weil wir noch eine Weile hinter zwei Warmblütern liefen.

Also waren Jacinto und ich alleine unterwegs. Gelegentlich hatten wir Reitbegleitung. Am Anfang die zwei Warmblüter, die es durch einen schlängelnden Waldweg deutlich schwerer hatten wie wir. So ein großes Tier ist im Wald immer ein kleiner Nachteil. Zwischenzeitlich hatte ich auch immer wieder Begleitung von zwei netten Reiterinnen mit einem Schecken und ein Palominohengst. Wie sich herausstellte Blog-Leserinnen von mir. Fühlt Euch hiermit gegrüßt! 🙂
Wir hatten eine großartige und kurzweilige Strecke bis zum Vet-Check. Teilweise waren geniale (und schnelle) Töltstrecken dabei, lange Galoppstrecken am durchhängenden Zügel, viel Trab – und natürlich auch Jacinto-Typisches Gangkauderwelsch. Die Strecke führte uns schlängelnd durch den idyllischen Steigerwald. Dementsprechend anspruchsvoll war die Strecke auch. Immer leicht Bergauf oder Bergab. Der Vet-Check war nach einer ganz langen Steigung. Dort bin ich Pferd führend mit einem Puls von 64 angekommen und konnte gleich nach dem „Vortraben“ weiter. Also Jacintos Puls – meiner war definitiv kurz vor dem Kammerflimmern. Aber wie heißt es so schön: Wer sein Pferd liebt, der schiebt?
Ein ganz dickes Dankeschön auch an meine Trosserin Nadine. Sie war immer rechtzeitig am Trosspunkt und dank unserer türkisfarbenen Jacken auch immer gut erkennbar. Meine Augen sind ja auch nicht mehr die Besten. Vorbei ging es an der Ruine Zabelstein. Dort muss ich unbedingt noch mal hin – sehr hübsch dort. Da liegen bestimmt ein paar schöne Geocaches! Dann langgezogen wieder den Berg hinunter. An einem Waldspielplatz vorbei, über schöne Wiesenwege, die zu schnellem Reiten einluden, vorbei an einem gruseligen Traktor. Ich fasziniert davon, wie er seine Spritzdüsen ausklappt und Jacinto hat es doch tatsächlich noch gebracht nach über 20 km noch vor diesem Traktor zu scheuen und sich fast einen Hang hinunter zu stürzen. Soviel zum Thema der wird irgendwann Müde und Brav.
In Vögnitz war die nächste Pulskontrolle. Hier haben wir etwas gebraucht um auf den erforderlichen Puls zu kommen. Aber nach etwas Kühlung konnten wir weiter. Das letzte Stück habe ich dann versucht alleine zu reiten und Jacinto etwas langsamer laufen zu lassen. Also war ich die letzten Kilometer beschäftigt zu bremsen. Vielleicht hätte ich ihn einfach laufen lassen sollen. Im Ziel sind wir nach 3:17 Stunden reiner Reitzeit angekommen. Jacinto Fit wie ein Turnschuh. Er hätte bestimmt noch 10 km mehr gepackt. Für mich war der Ritt gerade rechtzeitig zu Ende. Erste Alterserscheinungen machen sich bemerkbar. Oder ich sollte mehr Sport ohne Pferd treiben?
Abschließende Pulskontrolle nach dem Absatteln prima. Julia und Hucellus waren seit einer halben Stunde schon wieder im Basislager. Also warten auf die Nachuntersuchung. Das Pony ins Paddock gepackt, es liebevoll geputzt, Mash schlabbern lassen, die Zeit mit einem Nickerchen und Essen totschlagen und gucken was so um einen herum passiert. Die Nachuntersuchung hat Jacinto topp gemeistert. Keine dicken Beine, keine Humpeleien, Vortraben im Trocha taktrein – Perfekt! Wir sind in der Wertung!

Bei der Siegerehrung gab es für jeden Teilnehmer ein Geschenk. Dieses Mal Salzlecksteine gesponsert von der Firma Hufeisen Reitsport. Als ersten Preis für die 56 km gab es neben Sachpreisen einen aus sechs Hufeisen gefertigten Wanderpokal in Form eines trabenden Pferdes.
Fazit: Anfänglich hatte ich zugegebener Maßen nicht so recht Lust auf den Ritt. Es ist anstrengend, dauert lange, mir tut sowieso alles weh … vielleicht ist es Frühjahrsmüdigkeit oder beginnende Altersschwäche. ABER: Am Abend vorher hat es mich dann aber richtig gepackt, das Distanzfieber. Irgendwie ergreift es heimtückisch von einem Besitz. Es lässt einen in aller Herrgottsfrühe aufstehen und gibt einem Energie bis man das Pony am Abend gut wieder verräumt hat. Distanzreiten (auch auf meinem niedrigen Niveau) macht Süchtig. Irgendwie wie Paso Finos und Tölt. Es ist eine ganz gefährliche Sache.
Und auch am Pony habe ich es gemerkt. Jacinto lief die ganzen 36 km souverän. Keine Anzeichen von Müdigkeit oder Anzeichen von Keine-Lust-mehr. Im Gegenteil. Der fängt an zu rennen und muss mehr oder weniger gebremst werden. Der läuft wahrscheinlich bis er tot umfällt. Er läuft wenn er alleine ist. Er läuft wenn er überholt wird. Wobei er inzwischen anfängt sich „hetzen“ zu lassen. Wenn von hinten ein Pferd kommt versucht er sein Tempo zu steigern und das Pferd erst mal nicht vorbei zu lassen. Jacinto hat Biss. Zwischendurch kilometerlange Phasen am komplett durchhängenden Zügel. Das sind diese „Ich-fliege-Phasen“. Genial. Und in meiner zweiten Saison als „Distanzreiter“ fühle ich mich auch deutlich abgeklärter und routinierter.
Für die Statistik: 36 km – LK 2 Reine Reitzeit: 3:17 Std. Tempo: 5,47 Durchschnitt: 10,96 km/h 45 Starter – 35 in der WertungPS: Für mehr Eindrücke vom Abenteuer Distanzreiten gibt es tolle Fotos von Marion und Rainer Fuchs auf Ihrer Homepage: http://www.fuchs-bau.net/bilder12/120414/index.php?rf
Im Ort unterhalb von Zabelstein habe ich mein Sommercamp, das Reiten ist dort echt klasse, meine Mann findet immer die Bergsteigerweg und mit dem Navi gibt es nie Orientierungsschwierigkeiten.
War sehr schön euch zu treffen und euch ein Stück begleiten zu können 😉
Liebe Grüße!
Als einer der Aktivisten des RV Gerolzhofen und als einer von den beiden Organisatoren unseres Trailrittes schmelze ich bei so viel Lob einfach nur dahin !!
Ja Martin,hier nun die zweite vom Trailritt,ich schmelze mit!Schön das wir euch begeistern konnten!
Toller Bericht !! 🙂 Ich habe auch vor dieses jahr das erste mal einen Ritt zu gehen ^_^ und habe dafuer auch den hexenritt gewaehlt ! Hast du vlt noch ein Paar Infos zu dem Ritt 🙂 ? Ist er diese Jahr im September ? 🙂