Ist 2012 endlich vorbei?
24.12.2012 – mein ganz persönlicher Jahresrückblick:
2012 war ein sehr destruktives Jahr. 2012 war eigentlich kein gutes Jahr. Es hat so ziemlich alles durcheinander gebracht, was mir wichtig war. Es hat mir die Augen für Manches geöffnet. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Andererseits hat dieses Jahr die Möglichkeit gebracht Vieles aus anderer Sicht zu sehen und sich neu zu orientieren. Oder sich wirklich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren: MEINE Paso Finos.
Angefangen hat das Jahr eigentlich richtig gut. Ich habe angefangen mit Dimera richtig zu Arbeiten und das war eine richtig gute Zeit. Ihre Auffassungsgabe und ihr einmaliger Charakter haben mir so viel Freude bereitet. Sie war mein Traumpferd. Durch einen unnötigen, tödlichen Unfall wurde mir diese Freude abrupt genommen und hinterlässt immer noch eine große Lücke. Ich reiße zwar inzwischen Witze über tote Pferde, aber in meinem Kopf erscheint immer das Bild meiner toten Dimera, wie sie auf der Wiese liegt mit stumpfen Augen und geblähtem Bauch. Aber es muss weiter gehen. Das stand nie in Frage.

Im Frühjahr/Frühsommer habe ich mit Jacinto an einigen kurzen Distanzen teilgenommen. Das Distanzreiten ist eine wirklich intensive Erfahrung und schweißt zusammen. Man kann es eigentlich nicht wirklich beschreiben, man muss es einmal erlebt haben. Leider hatte Jacinto in den Sommermonaten wieder seine Hops-und-Trallala-Phase. An vernünftiges, lockeres Tölten war nicht zu denken. Trotzdem habe ich ihn mit zur Fiesta genommen. Was mir dieses Pony dieses Jahr wieder gezeigt hat: Er macht alles für mich. Aber ich muss mehr Rücksicht auf seine Fähigkeiten nehmen. Jacinto ist mein Fels in der Brandung. Ich setze mich auf ihn und reite los, streife durchs Gelände und Alles ist wieder gut. In Zukunft werde ich ihn nur noch auf Turniere mitnehmen, wenn er 100% locker ist. Er gehört ins Gelände und hat sich dieses Jahr toll auf den Distanzen und bei vielen schönen Orientierungsritten geschlagen. Dort entwickelt er eine totale Routine. Er ist inzwischen der große Onkel, der jungen unerfahrenen Pferden ein Vorbild ist. Am Lustigsten ist, dass er durch die Distanzritte gelernt hat Pausen zu nutzen. Er steht also bei den Mittagsrasten aller Orientierungsritte inmitten des ganzen Troubels da und döst vor sich hin (mit hängender Unterlippe und eingeknicktem Hinterbein – wie ein alter Ackergaul!). Der Vorteil daran ist, ich kann in Ruhe Essen und Quatschen. Jacinto ist jetzt irgendwie Erwachsen geworden.
Die größte positive Erfahrung dieses Jahr hat mir aber Diosa beschert. Sie hat Nadine und mich live dabei sein lassen, als ihre zweite Tochter Dea del Cavador im Juni geboren wurde. Ganz routiniert hat sie dieses Fohlen auf die Welt gebracht. Ein Wunder der Natur. Ich war sehr gerührt dieses Schauspiel live mitzuerleben und war sehr beeindruckt wie die Natur alles automatisch richtig macht. Die Kleine hat uns viel Freude gemacht und den Stall ordentlich auf Trab gehalten. Dea wohnt inzwischen bei ihrem neuen Besitzer am Sternberghof und ich wünsche ihr alles Gute für die Zukunft.

Im Juni ist uns noch etwas Schicksalshaftes passiert. Ich habe über Facebook ein Fotoshooting gewonnen und die junge Fotografin war so begeistert von unseren Finos, dass sie mehr oder weniger gleich bei uns eingezogen ist. Yvi ist jetzt meine Reitbeteiligung, fast so oft am Stall wie wir selber und sie und Diosa sind zu einem sehr guten Team zusammengewachsen. Das passt einfach.
Im Juli habe ich mich dann an ein weiteres Pferd gebunden, was mir privat viel Ärger eingebracht hat. Respuesta. Ein braunes Pony mit rehhaftem Blick und wunderbarem Charakter. Leicht explosiv veranlagt und eine große Herausforderung. Sie geht stur davon aus, dass Tölt Stress bedeutet. Und wenn sie mal eine Meinung hat, dann rückt sie davon nicht ab. Es wird noch lange dauern, bis wir zu einem blind eingespielten-hochroutinierten Team herangewachsen sind, aber das ist egal. Wir haben alle Zeit der Welt und ich genieße die Zeit mit ihr. Natürlich immer unterbrochen von gewissen Tiefs. Sie hält mich am Boden und zeigt mir all das was ich nicht kann. Aber selbst wenn wir nur Schritt und Explosiv als Tempo haben, würde ich sie doch nicht mehr hergeben wollen. Nächstes Jahr werde ich sie einfach überall hin mitschleifen. Im Grunde ihres Herzens ist sie nämlich ein total verspieltes und trailsicheres Pony – im Gegensatz zum Hasenherz Jacinto, der ja schon die Krise kriegt, wenn irgendwer mit erhobener Hand auf ihn zukommt.

Der Herbst war auch sehr emotional. Die PFAE, mein Paso Fino Verein durchlebte an der Mitgliederversammlung tiefschürfende Veränderungen. Veränderungen, die ich nicht abschätzen kann. Aber ich weiß eines: ich bleibe dem Paso Fino an sich treu. Diese Rasse hat mir so viel gegeben, so viel Freude, so viel Schmerz, ich möchte keine andere Pferderasse im Stall stehen haben. Und ich bleibe den vielen Freunden treu, die ich über die Paso Finos kennen gelernt habe und die eines vereint: Spaß mit ihren Pferden. Und darauf werde ich im Jahr 2013 Wert legen.
Geplant für 2013 ist also: Kein Pferd verlieren, viel Spaß haben, sich mit Freunden treffen, unsere tolle Stallgemeinschaft genießen. Und mich überraschen lassen, was Johannes und Nadine noch alles bauen wollen. 🙂
Das war jetzt ein sehr persönlicher, sehr offener Jahresrückblick. Aber ein Blog ist nun mal eine Art Tagebuch. Da kann man schon mal persönlicher werden. Lieber persönlich und ehrlich, als vorne herum freundlich und alles toll, aber in Wirklichkeit stimmt das gar nicht. Überall gibt es Tiefen. Das Leben ist selten Zuckerschlecken.
Und an all diejenigen die diesen Blog nur lesen, um sich dann über das Geschriebene aufzuregen oder über mich und mein Geschreibe abfällige Bemerkungen zu machen. Bitte, tut euch keinen Zwang an, es ist mir egal. Ich stehe da drüber. Sinn dieses Blogs ist es zu unterhalten – ob das jetzt negativ oder positiv ist – bleibt jedem Einzelnen selbst überlassen. Denkt mal darüber nach – geschafft euch zu erreichen habe ich so oder so. Aber vielleicht lässt der eine oder andere doch einen Kommentar hier. Konstruktives Feedback freut mich immer.
In diesem Sinne: Ich wünsche allen ein gutes Jahr 2013 – kommt gut durch und habt Spaß mit euren Pferden! Wir sehen uns bestimmt bei dem ein oder anderen Orientierungsritt oder Event.
Am Ende möchte ich mich noch bei den Personen bedanken, die immer für mich da sind und meine Freunde sind. Die mich wieder Hochholen wenn ich unten bin, auf die ich mich verlassen kann. Ich nenne jetzt keine Namen, aber sie wissen schon wer gemeint ist. Danke 🙂
