Im Geschwindigkeitsrausch?
4. August 2013:
Dieses Wochenende haben wir es uns gut gehen lassen. Am Samstag besuchten wir erst einmal das Hoffest des Leichthofes an der B 8 in Biebelried. Eine gute Gelegenheit diesen schönen Hof einmal aus der Nähe zu betrachten. Jedes Mal wenn ich daran vorbei fahre, denke ich mir nämlich immer: Da muss ich mal gucken gehen! Das sieht so hübsch aus. Die Veranstaltung war super durchorganisiert und Mutter und Tochter Mechler führten souverän durchs Programm. Neben den unterschiedlichsten Vorführungen (Fohlen, Dressur, Dualaktivierung, Springen, Voltigieren und Kutschfahrten) war natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt. Der Leichthof hat sich seit über 30 Jahren der Zucht von Trakehnern verschrieben. Und die Familie Mechler ist aktiv mit ihren Zuchtpferden auch auf Turnieren unterwegs, um Zucht und Sport zu vereinen und am Puls der Zeit zu bleiben. Es besteht auch die Möglichkeit Pferde einzustellen. Yvi wird übrigens für die noch nicht vorhandene Homepage des Leichthofes Fotos machen.
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Weil eine Veranstaltung noch nicht genug ist, sind wir dann weiter nach Hohenholz zu Marion und Kai Bachmayer gefahren. Hier lief die bayerische Meisterschaft im Distanzreiten über 120 km. Natürlich waren auch noch andere Streckenlängen zur Auswahl: 40 km, 60 km, 80 km, 100 km und 160 km. Die 160 km wurden übrigens von tapferen zwei Startern in Angriff genommen. Eine schied an Gate 5 (nach 120 km) aus und die verbliebene Reiterin kämpfte sich (mit ihrer Trakehner-Stute übrigens … hier schließt sich der Kreis) bis nach 23 Uhr erfolgreich durch die Strecke. 160 km in 15:15 Stunden reiner Reitzeit – Hut ab! Wir genossen das bunte Treiben, trafen einige alte Bekannte und beneideten die Distanzreiter um den tollen Zieleinlauf. Ein Korn-Feld war extra präpariert worden, so dass ein langer Zieleinlauf mit viel Gänsehautgefühl möglich war. Da juckt es den kleinen Distanzreiter in mir gewaltig mit in den Füßen. Distanzreiten macht doch süchtig. Nächstes Jahr sind wir vielleicht wieder dabei – wenn ich für Jacinto den richtigen Hufschutz gefunden habe.
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Am Sonntag sind wir dann mit Diosa, Jacinto und Providencia erneut nach Hohenholz gefahren. Marion ließ an den Distanztag noch einen Orientierungsritt folgen. Und über 100 Teilnehmer folgten dem Aufruf. Perfekt natürlich die Logistik: Cateringzelt, tolles Essen, sogar Eis gab es zu kaufen, genügend Platz für Paddocks, die Firma Happy Horse war auch noch da mit einem Stand. Da haben wir erst einmal Halt gemacht und für unsere Ponys Pferdebelohnungen gewonnen und für Nadine pinke Aufkleber abgestaubt.
Letztendlich sind wir dann aber doch noch pünktlich an den Start gekommen. Der Orientierungsritt sollte paarweise gestartet werden und nachdem wir ja zu dritt unterwegs waren, haben wir angeboten einen weiteren partnerlosen Reiter unbekannter Weise mitzunehmen. Wir bekamen gleich zwei weitere Reiterinnen mit ihren Arabern. Susanne, die noch nie bei einem Orientierungsritt mitgemacht hatte und Dagmar, die gestern schon die 40er Distanz gelaufen ist und heute einfach nur so zur Entspannung mitreiten wollte. Perfekt. Wir lernten uns die ersten Kilometer kennen und am ersten Stopp war dann die Basis gelegt.

Am Stopp bekamen wir einen Zettel in die Hand gedrückt, der uns mit Fragen zur Landschaft ein paar weitere Stopps begleiten sollte. An Reiterspielen musste ein Paar jeweils entscheiden, wer oben sitzen bleibt, das Pferd des Partners hält und der Partner muss dann mit einem knallroten Buggy mit Anhänger einmal um die Pferde fahren. Yvi und Nadine meisterten das schon mit viel Gekicher und Susanne und ich waren ebenfalls perfekt eingespielt. Kein Gezicke, obwohl die Pferde sich nicht kannten. Weiter bekamen wir noch einen aufgeblasenen Luftballon in die Hand gedrückt. Aufgabe war es das Ding bis zum Ende unversehrt die Strecke über zu transportieren. Meinen stopfte ich mir unters T-Shirt auf den Rücken. Da stört er am Wenigsten. Yvi stopfte ihn sich vorne unter eines ihrer T-Shirts und ritt als pseudo-schwanger weiter. Nadine knotete Providencia das Ding einfach mit einem Mähnengummi in die Haare (ein lustiger Anblick übrigens – ständig dieser hin und her wippende Luftballon in der Mähne). Susanne machte kurzen Prozess und ließ einfach die Luft raus und blies ihn kurz vor Ende wieder auf.

Weiter ging es auf der Strecke. Sie glich sich ein Stückchen mit der Strecke, die ich schon vom Distanzritt her kannte. Bis Sugenheim eigentlich „nur“ geradeaus. Landschaftlich schön am Waldrand entlang mit vielen schönen Ausblicken. Der zweite Stopp war wieder sehr lustig. Ein Reiter musste während er einen Hoola Hoop-Reifen schwang Pferderassen aufsagen. Denken und Hoola Hoopen gleichzeitig! Gar nicht so einfach. Der andere musste dann mit einer Gerte von einem Biertischbänkchen Hütchen in einem vorher festgelegten Tempo herunter werfen.

Weiter ging es dann auf der Strecke. Inzwischen hatte sich unsere Truppe aneinander gewöhnt und wir ritten unser erstes längeres Stückchen schnell. Schöner Galopp am langen Zügel, zufriedene Pferde, entspannte Reiter. Ein Traum. So muss es sein. Die Hälfte der Strecke war geritten, im Wald begleitete uns Donnergrollen, wir sind aber nicht nass geworden.

Die Mittagspause kam dann gerade recht. Hier waren ebenfalls zwei Reiterspiele zu absolvieren. Absteigen vom Pferd und wieder aufsteigen von der rechten Seite – kein Problem für mich (üben wir doch gerade für die IDMG). Hier wurden wir auch nach den Pferdefarben gefragt, die seit dem letzten Stopp lässig in der Natur verteilt auf Schildern verteilt waren. Gut, dass wir sie uns mitgeschrieben haben.
Für die Reiter gab es dann noch einen Blindtest: Sachen erfühlen und Sachen erschmecken. Ich hatte den Erschmeck-Teil und war gezwungen Meerettich, mittelscharfen Senf und Zahnpasta zu essen. Ich hasse Meerrettich. Aber die Zahnpasta schmeckte echt gut. Nach Pfefferminz-Paste aus Pralinen. Das ist gar nicht so einfach Dinge zu erschmecken, die man vorher nicht sieht.
Als Mittagessen für die Reiter gab es sogar warmes Essen! Chilli Con Carne und für die Fleischlos-Esser: Gemüsenudeln. Was für ein Service! Und lecker – vor allem wenn man ausgehungert zum Stopp kommt! Weiter ging es durch den Wald. Es galt jemanden zu finden, der von Oben auf die Reiter hinabschaut. Das entpuppte sich als ein Stoffbär im Hochsitz, der mit allerlei Dingen ausgestattet war. Ein Hoch an das Handy-Zeitalter. Beweisfoto gemacht, Bild angeguckt und der Dame am vierten Stopp dann haarklein auswendig erzählt.

Der vierte Stopp war ebenfalls im Wald. Hier allerdings staute sich das Ganze an dem Werf-Spiel. Aber die Veranstalterin reagierte promt und das zeitraubende Spiel wurde einfach ausgesetzt und es gab nur noch ein Fragespiel (Blumen/Blätter an Bildern erkennen) um das Ganze zu entzerren und die Leute dann doch verteilt auf die weitere Strecke zu schicken. Netter Weise wurde auch noch Kaffee für die Wartenden auf die Strecke geschickt, da waren wir aber schon weiter.
Entspannt verlief die nächste Etappe. Aufgabe für unterwegs war: Reitet nach Karte zum letzten Stopp-Punkt und findet unterwegs Stempel die lustig verteilt im Gebüsch hingen. Unsere Gruppe war inzwischen richtig harmonisch zusammengewachsen. Wir entschieden uns für ein schnelleres Tempo und unterbrochen von gebrüllten „Halt! Stempel!“ stoppte die ganze Bande, es wurde flugs gestempelt und weiter gings im Trab. Nebenbei noch Karte lesen und wir hatten eine mords Gaudi. Alle Pferde glichen sich im Tempo an und es war sehr entspannt zu reiten. Das war faszinierend zu beobachten, wie sich die Pferde über den Ritt hinweg angepasst haben und sich als „Gruppe“ definiert haben. Menschlich hat es natürlich auch gepasst. Genau das ist es, was ich an spontanen Aktionen so liebe: Man lernt neue Menschen kennen und schaut über seinen Tellerrand hinaus.
Am fünften Stopp war dann Sachen-Wechsel angesagt. Jedes Reiter-Team musste gegenseitig in einer bestimmten Zeit Sachen tauschen um Punkte zu bekommen. Also Käppi-Tausch, Gerten-Tausch, T-Shirt-Tausch, Schuhe-Tausch, Uhren-Tausch, ect. aber alles während man auf dem Pferd sitzt. Es soll sogar jemand BH getauscht haben, hat der junge Mann an der Station erzählt. Er hätte sich allerdings dabei weggedreht. Da erlebt man was auf so Orientierungstritten.
Zurückgetauscht sind wir dann weiter flott zurück nach Hohenholz geritten. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, ebenfalls diesen gigantischen Zieleinlauf zu absolvieren und so doch noch etwas Distanz-Feeling aufkommen zu lassen. Zurück am Hänger-Parkplatz war noch eine kleine Trail-Aufgabe vorgesehen. Eine Runde im Trab/Tölt und an einer bestimmten Stelle auf den Punkt anhalten. Funktionierte gut.

Dann musste jeder vom Pferd aus ein Seilende packen. Das Seil war über eine Kiste gelegt und in der Mitte des Seiles waren zwei leere Eimer verknotet. Dieses Konstrukt mussten über die Kiste gehoben werden und beide Reiter mussten die Seil-Eimer-Schlange durch zwei Pylonen tragen und wieder in der Kiste verstauen. Gar nicht so einfach. Hier versagten wieder Jacintos Nerven an der Tatsache: HUCH! Frauchen hat etwas in der Hand! Das will mich Fressen! Seufz. Also diese Übung abgebrochen, auf Rücksicht aller umstehenden Personen. Dafür hat sich Jacinto die letzte Übung einen Fuß in einen Eimer stellen dann gefallen lassen.
Zufrieden und Geschafft haben wir unsere Ponys dann nach Hause gefahren und uns zur Siegerehrung alle wieder getroffen. Hier ließen sich Marion und Kai auch nicht lumpen und für jeden der über 100 Starter gab es ein Gewinner-Paket (bestehend aus einer Tüte mit Stallplakette aus Holz, einer Schlüsselanhänger-Taschenlampe und Süßigkeiten) und jeder Starter durfte sich einen weiteren zusätzlichen Sachpreis aussuchen.
Die Strecke war mit 26 km für einen O-Ritt eine lange Strecke, aber super markiert und sehr abwechslungsreich und lud zum schnellen Reiten ein. Wieder ein schöner Pferdetag mit netten Menschen, Überraschungsgästen (gell Lydia … :-)) und einer tollen Stimmung. Vielen Dank an Marion, Kai und das gesamte fleißige und freundliche Hohenholz-Team für diesen schönen Orientierungsritt und an unsere beiden Mitreiter, die so toll in unsere Gruppe gepasst haben. Es war sehr nett mit Euch und wir sehen uns bestimmt wieder!
