Del Cavador

Paddock Trail?

20. Januar 2014:

Es gibt etwas Neues. Seit diesem Jahr ist der Zykloopenhof ein Paddock Trail Hof. Jetzt denkt Ihr wahrscheinlich: Na, quatsch nicht, ihr habt doch schon immer einen Offenstall mit Paddock. Stimmt, aber Nadine und Johannes haben schon wieder umgebaut, bzw. wir sind mitten drin und jetzt ist das Ganze noch viel mehr.

Paddock Trail - beheizbare Tränke als weit entferntester Punkt
Paddock Trail – beheizbare Tränke als weit entferntester Punkt – man beachte das kunstvoll gelegte Pflasterstein-Muster (und natürlich den tollen Wach-Muff-Hund!) – Foto: privat

Paddock Trail ist ein offenes Konzept, welches sich in ständiger Weiterentwicklung befindet. Grundgedanke ist der, die Pferde möglichst so zu halten, wie sie in der Wildnis leben würden. Natürlich mit Abstrichen. Wer hat schon ein riesengroßes Areal a la Dülmen oder Mustang-Steppe und kann seinen Ponys Wald, Wasser und hügelige Flur und genügend Platz zum Ausweichen bieten. Und Abstriche braucht man auch, weil man die Ponys ja auch trainieren und reiten möchte und sie nicht nur in der Wildnis beobachten möchte. Also auf Deutsch, es gibt Richtlinien was ein Paddock Trail beinhalten sollte und die reale Umsetzung fällt in jedem Paddock Trail abhängig von den Bedingungen anders aus.

Offenstall-Eingang mit Heunetz und "Wellnessbereich" zur Pferdemassage
Offenstall-Eingang mit Heunetz und „Wellnessbereich“ zur Pferdemassage – Für Bilder/Berichte im „alten“ Offenstall einfach mal in die Rubrik „wo Cavadoren wohnen“ gucken, hier sind alle Wohn-Berichte aufgelistet – Foto: privat

Was ist jetzt so anders an einem Paddock Trail? Paddock Trail geht noch ein Stück mehr auf die Bedürfnisse der Pferde ein als es die reine Offenstallhaltung erlaubt. Im „normalen“ Offenstall gibt es feste Fressquellen, Wasser und Unterstand, meist zentral beieinander gelegen (weil wirtschaftlich) und angrenzend ein Paddock. Das könnte dazu führen, dass die Pferde sich nicht ganz so viel bewegen, wie sie könnten. Sprich, sie halten sich lieber an der Fressquelle auf und warten auf Nachschub.

Was bedeutet das jetzt?

Die Pferde müssen sich Bewegen. Je mehr Bewegung, wie in freier Wildbahn, am Besten noch über unterschiedliche Bodenbeschaffenheit, desto besser. Das geht hierzulande am Besten über Rundwege. Das Wasser soll möglichst weit weg von den Fressquellen sein. Das Futter soll an mehreren kleinen Stellen verteilt werden, über 24 Stunden sollen die Pferde Möglichkeit haben zu fressen. Die Vielzahl der Futterstellen sorgt auch für Ruhe beim Fressen. Der „Futterneidische“ kann nicht überall sein, um die „Rangniedrigeren“ beim Fressen zu vertreiben. An einem Fressgitter dagegen geht das sehr gut. Einfach quer davor gestellt und böse geguckt. Es sollen zusätzliche Anreize geschaffen werden für die Pferde, sich auch tatsächlich zu bewegen.

Paddock Trail Stück ganz oben längs. Hier hat man einen tollen Rundblick!
Paddock Trail Stück ganz oben längs. Hier hat man einen tollen Rundblick! – Foto: privat

Der Paddock Trail wird also so angelegt, dass die Pferde sich bewegen müssen, wenn sie etwas bestimmtes erreichen möchten. Erste Baumaßnahme bei uns war also: Wasser möglichst weit weg von den Fressquellen. Die beheizbare Tränke wurde aus dem überdachten Stall herausgenommen und  ganz weit ans Ende der Koppel verlegt. Dazu wurde vom Paddock aus ein Trail angelegt, rundherum um unsere Koppel. Die Ponys müssen jetzt ganz außen herum laufen, um an das Wasser zu kommen. Wir geben den Pferden auch die Möglichkeit an mehreren kleinen Futterstellen über 24 Stunden Heu knabbern zu können. Wir machen das über engmaschige Heunetze, die wir an verschiedenen Stellen aufhängen. Das versaut viel weniger und die Pferde fressen länger. Zusätzlich gibt es natürlich weiterhin noch Silage oder im Sommer Gras.

Paddock Trail Blick von ganz außen auf den Stall
Paddock Trail Blick von oben-längs auf den Stall – Foto: privat

Alleine das Entzerren an der Sammelstelle Wasser/Futter führte zu einer deutlich spürbaren Entspannung in unserer Gruppe. Und unsere Gruppe war eigentlich gefühlt schon entspannt. Natürlich verteilen sich die Pferde bei mehr Platz auch nach Vorlieben. Nadine meint zum Beispiel, Fénix hätte schon abgenommen. Féni schläft viel über den Tag verteilt und er frisst auch recht gerne. Jetzt ist er gezwungen zwischen seinen beiden Lieblingsbeschäftigungen mit mehr Aufwand hin und her zu pendeln. Schritt zwei war nämlich das bei unseren Schnarchnasen beliebte Strohbett-Schlafzimmer räumlich ebenfalls von den Futterplätzen zu trennen. Das heißt, die Herrschaften müssen jetzt auf jeden Fall immer den ganzen Trail benutzen, um vom Fressen ins Strohbett zu kommen. Es gibt kein schnelles Pendeln mehr, um eben mal einen Happen zu essen. Gut, es gibt inzwischen auch ein bestimmtes sehr kaltblütig Tier im Stall, dass dann eben aus diesem Grund darauf verzichtet am beliebten Strohbett herum zu gammeln. Aber auf jeden Fall muss sich besagtes Dicktier mindestens bis zum Wasser bewegen wenn es nicht verdursten will. Was das Dicktier übrigens ziemlich stinkig macht.

Paddock Trail Stück Richtung Windschutz/Strohbett
Paddock Trail Blick Richtung Windschutz/Strohbett, Nebenan „Jungs-WG“ – Foto: privat

Jacinto zum Beispiel wirkt komplett entspannt – und das wirkt sich meiner Meinung nach auch aufs Reiten aus. Er ist ja sowieso mehr der Einzelgänger. Momentan ist sein absoluter Lieblingsplatz der Trail, möglichst weit weg von den Anderen. Er steht meist in der Nähe der Wasserstelle und schaut durch die Gegend. Gut, die Aussicht da hinten ist auch wirklich nicht ohne. Man hat den kompletten Rundumblick, was durchaus seinen Reiz hat. Diosa tummelt sich natürlich lieber an den Fressstellen. Sie schlendert von Heunetz zu Heunetz und die zusätzliche Bewegung tut auch ihr ziemlich gut. Resi, als Rangniedrigste im Stall profitiert auch sehr von der veränderten Situation. Der „Pulk“ verteilt sich gleichmäßiger und das scheue Reserl frisst jetzt sogar mit dem kalten Dicktier zusammen am Heunetz ohne vor Angst zu sterben.

Paddock Trail Stück vom Dach aus (mit "Jungs-WG" nebenan)
Paddock Trail vom Dach aus (mit „Jungs-WG“ nebenan) – man sieht Jacinto an seinem Lieblingsplatz – Foto: todesmutig aufgenommen vom Hochsilo aus – Ich glaube die zittrigen Hände waren nicht Foto-tauglich in dem Moment #Höhenangst

Gymnastik müssen die Herrschaften ja sowieso bei uns schon machen. Der Einstieg ins Strohbett besteht aus Kletterstufen. Im befestigten Paddock sind ebenfalls Stufen zum Klettern. Wir haben verschiedene Bodenverhältnisse. Beton, Paddockmatten, Pflaster, Sand und Naturboden (sprich momentan halt Matsch) und das Strohbett. Der neu angelegte Trail besteht aus Sandweg. Auf jeden Fall haben unsere Pferd alleine durch die ganzen Wege schon eine ordentliche Grundbewegung. Durch die ganzen Stufen gibt das auch ordentliche Popo-Muskeln. Sie müssen aufpassen, worauf sie gerade laufen. Die Paddockmatten sind zum Beispiel an manchen Tagen ganz schön rutschig. Da müssen die Bremswege anders kalkuliert werden, wie auf dem Naturboden oder dem Sandtrail. Für uns Menschen ist der Trail übrigens auch eine gute Gymnastik. Durch das Stapfen durch den tiefen Sand gymnastizieren wir unsere Problemzonen Po und Beine ganz gut. Was Johannes natürlich jedes Mal, wenn er einen von uns mit Mistboy im Trail sieht mit einem kräftig gebrülltem „Ist gut gegen Cellulite!“ quittiert. Danke hierfür.

Der nächste Schritt wäre also noch ein paar Veränderungen im Bodenuntergrund anzulegen. Vielleicht ein Stück mit Kies, oder ganz genial wäre eine optionale Wasserfurt. Auch ein paar Baumstämme, ein „Scheuerbaum“ oder sonstige Raumteiler würden sich noch gut machen. Wir werden sehen. Aber jetzt wird als Nächstes erst einmal der zweite Trail fertig gestellt. Damit die neue Jungs-WG auch in den Genuss eines Paddock-Trails kommt.

Das beliebte Strohbett-Schlafzimmer von oben fotografiert
Das beliebte Strohbett-Schlafzimmer von oben fotografiert – hier schlafen die Herrschaften äußerst gerne – Foto: privat

Interessant wäre auch einmal per GPS-Tracker festzustellen, wie viel die einzelnen Pferde jetzt tatsächlich laufen. In freier Wildbahn wären das 15 bis 30 km pro Tag. Laufen und die ständige Bewegung hält außerdem Gesund und die Hufe robust. Eines kann ich auf jeden Fall schon sagen: Die Pferde fühlen sich wohl, sind ausgeglichen und harmonisch in ihrer Herdenstruktur. Und das wissen wir ja Alle, wer zufrieden ist, ist leistungsbereiter.

Auf jeden Fall werde ich über den weiteren Dauertest Paddocktrail und die Veränderungen berichten und das mit dem GPS-Tracker ist auch schon in Arbeit. Da bin ich als alter GPS-Junkie schon gespannt drauf. Wer noch weitere Informationen und andere Paddock Trail-Anlagen gucken möchte: www.paddock-trail.de.

Um sich das Ganze am Zykloopenhof jetzt mal visuell vorstellen zu können habe ich eine unheimlich professionelle Stallskizze erstellt. Sie ist übrigens auch unheimlich professionell in Bezug auf Proportionen und tatsächliche Größe und überhaupt ….. aber man dürfte erkennen, wie der Paddock Trail konzipiert ist:

Unheimlich professionelle Stallskizze
Unheimlich professionelle Stallskizze

Das mit „Offenstall“ blau gestreifte ist der überdachte ursprüngliche Stall. Er ist durch eine große Flattervorhang-Tür und eine kleine ebenfalls geschützte Tür Richtung Windschutz erreichbar. Hier ist noch das ursprüngliche Fressgitter übrig und es sind rund um dieses Hauptgebäude engmaschige Heunetze ausgehängt. Im zweiten blau gestreiften Bereich ist das beliebte „Strohbett-Schlafzimmer“ untergebracht. Man erreicht es durch zwei Kletterstufen nach unten und nachdem man den ganzen Trailweg um die Koppel herum gelaufen ist. Das wellig-graugeschriffelte soll eine räumliche Abtrennung markieren. Hier sind die Pferde gezwungen ganz außen den Paddock Trail herum zu laufen um an Strohbett und Windschutz zu kommen. Die einfache Strecke von Offenstall über den Trail bis ins Strohbett sind übrigens ca. 170 Meter.

Der „Resi-WG“-Bereich betitelt einen abgrenzbaren matschfreien Bereich mit Unterstell-Hütte und Tränke. Er kann als Integrationsbox, Krankheitsbox oder Vergrößerung des „Jungs-WG“-Bereiches genutzt werden. Die „Jungs-WG“ habe ich Euch übrigens nicht komplett aufgemalt. Dieser Bereich ist auch noch nicht ganz fertig. Beinhaltet aber ebenfalls ein Strohbett, einen Fressbereich und ganz viel Platz zum Toben und Spielen, ebenfalls mit einer beheizbaren Tränke, die auch von der „Resi-WG“ erreichbar ist.

"Jungs-WG" Sandbereich, mit "Resi-WG" Hütte im Hintergrund
„Jungs-WG“ Sandbereich, mit „Resi-WG“ Hütte im Hintergrund
"Jungs-WG" Fressplatz und Strohbett frisch vorm ersten Einzug der "Jungs"
„Jungs-WG“ Fressplatz und Strohbett frisch vorm ersten Einzug der „Jungs“

2 Antworten auf „Paddock Trail?“

  1. Interessant und schön zu sehen. Darf ich fragen welchen Sand ihr gebraucht habt?
    Und wie verhält sich der Sandboden bei langer Regenfall?

    1. Hallo Irmgard,
      Ganz normalen Fluß-Sand – bzw. was grad zu haben ist 🙂
      Der Sand vermischt sich mit der Muttererde – bzw. wir haben inzwischen ein Sand-Feiner Kies-Erde-Gemisch, was eigentlich ganz gut funktioniert – zumindest an den Stellen, an denen das Wasser gut ablaufen kann. An Stellen, wo sich Wasser sammelt ist auch bei uns momentan Matsch. Leider. Aber es hält sich insgesamt zumindest auf den Trails in Grenzen. Das A und O ist nach meinen Beobachtungen der Wasser-Abfluss – aber das erreichen wir auch nicht überall 🙂

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