Del Cavador

Feel – Timing – Balance?

15. – 16. März 2014:

Am Wochenende hatten wir am Zykloopenhof unseren ersten Bodenarbeitskurs. Feel – Timing – Balance hieß es also für 13 Teilnehmer (davon sechs mit Pferd). Nadine konnte Sabine Bühlmann für den Kurs nach Franken locken. Sabine ist unter anderem von Buck Brannaman, Mark Rashid, Steve Halfpenny, Ray Hunt und Bill und Tom Dorrance beeinflusst. Sie hat übrigens letztes Jahr bei Buck Brannamans ersten und bis jetzt einzigem Deutschlandkurs als seine Übersetzerin fungiert. Aber das nur am Rande, tut eigentlich nichts zur Sache. Ich wollte nur etwas mit Sabine angeben, sie selber ist dazu zu bescheiden. 🙂

Der Morgen begann mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Danach durften wir erst einmal selber eine kleine Trockenübung am Boden testen. Fühlen mit geschlossenen Augen, was für einen „Druck“ es braucht, bis man die Bewegung des Leitseil in den Händen spürt. Und da braucht es nicht viel. Dann longierten wir uns noch gegenseitig. Ziel war das richtige Timing hin zu bekommen um das mit der Longe „gefesselte“ Bein unseres Partners in die richtige Richtung zu bewegen. Timing und Einwirkung sind hier entscheidend. Und es ist gar nicht so einfach. Probiert es mal aus. Das Gefühl, was tatsächlich von einer Seil-Hilfe bei einem ankommt gibt einem wertvolle Denkimpulse für die eigene Hilfengebung. Wir sollen die Beine unserer Pferde bewegen können, nicht umgekehrt!

Der praktische Teil des Kurses begann direkt im Anschluss. Sabine arbeitete mit den verschiedenen Teilnehmer an unterschiedlichen Dingen. Je nachdem, wo die Probleme lagen. Und sie konnte den jeweiligen Pferd-Mensch-Team Übungen nahe legen, die sie für die weitere Arbeit sinnvoll einbauen können. Die erste Kursteilnehmerin begann mit einer Führposition an der Schulter des Pferdes. Sehr schön konnte man hier sehen, wie die Führhand und Körpersprache des Menschen die Bewegungen des Pferdes beeinflusst.

Sabine erläuterte uns ebenfalls wie wichtig es ist Vorhand und Hinterhand getrennt voneinander zu bewegen. Hierzu stellte sie uns eine Übung im Zirkel vor, die erst die Hinterhand weichen lässt und dann, kombiniert in einer Wendung, getrennt die Vorhand. Bei allen Teilnehmern war die Hinterhand einfach zu bewegen, dagegen gab es bei der Schulterkontrolle teilweise schon sehr beratungsresistente Pferde. Man sah genau die Interaktion: zögerlicher Mensch (oder gar Rückwärtsgehen des Menschen) Pferd weicht keinen Schritt, klebt am Menschen oder es weicht sehr zögerlich oder rumpelt mit der Schulter nach innen. Kontrollierter Mensch:  Übung flutscht wie Butter.

Es ist also wichtig die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun. Und ganz wichtig: nicht zurückweichen. Die Beine des Pferdes kontrollieren. Und noch ganz wichtig: Den Pferden eine Möglichkeit geben, die richtige Antwortmöglichkeit auf die geforderte Übung zu geben. Sabine legt Wert darauf, dass die Pferde mitarbeiten und selbst auf die richtige „Lösung“ kommen. Nachdem das Pferd ein Fluchttier ist, gibt man ihm „einfach“ die richtige „Fluchtmöglichkeit“ vor und macht alle anderen Möglichkeiten unbequem.

Klingt alles etwas theoretisch oder? Um es mit einem Beispiel zu sagen – es ist wie im Film „Dirty Dancing“ – „Mein Tanzbereich, Dein Tanzbereich“ …. Wir bewegen uns in den Kreisen anderer Personen und ganz deutlich sah man, wie das ungefragte „eindringen“ in den Pferde-Tanzbereich den Pferden erst mal einen Funken Widerwillen abrief. Oder wie die Menschen wiederum nicht so begeistert waren, wenn die Pferde zu sehr in ihren „Tanzbereich“ drängten. Wenn wir den Pferden ihren Raum lassen und sie im Gegenzug unseren Raum respektieren haben beide Seiten wesentlich mehr Entspannung.

Sabines Umgang mit den Pferden und die Einschätzung der Leute hat mir sehr gut gefallen. Bei einem Paar hat sie zum Beispiel festgestellt, dass das Miteinander junges, fremdes Pferd mit unerfahrenerem Mensch nicht Produktiv ist und im Gegenteil zu größeren Problemen führen könnte. Sprich das Pony hat sich zu viel Raum gefordert, das wäre in „Diskussionen“ ausgeartet und kontraproduktiv bis gefährlich geworden. Deshalb hat sie die Arbeit hier abgebrochen und wir haben ein passenderes Pony als Ersatz gefunden mit dem die Übung dann problemlos gefestigt werden konnte. Das hat mich positiv beeindruckt.

Natürlich haben wir Sabine nach dem ersten Kurstag auch noch auf den Fino genötigt. Diosa durfte als erste Fino-Erfahrung herhalten und trotz ungewohntem Gang hatte Sabine doch ihren Spaß. Ich sag nur verräterisches Grinsen im Tölt.

Der zweite Kurstag begann wieder mit einer kleinen Theorie-Einheit. Wir durften uns wieder gegenseitig longieren. Diesmal zu dritt. Ein Longenführer und zwei, die Pferd spielen (Vorhand- und Hinterhand) mit geschlossenen Augen. Die Eindrücke die man da sammelt sind wirklich äußerst ähnlich wie die Reaktionen, die die Pferde zeigen. Und wenn man selber mal das Pferd spielt merkt man mal wie präzise oder schwammig „Hilfen“ ankommen. Eine echt interessante Übung. Die werden wir zwischendurch immer mal wieder ausprobieren.

Anschließend verfolgten wir wieder die Einzelstunden. Man sah bei jedem Teilnehmer-Paar deutliche Fortschritte. Die Pferde waren ruhiger, konzentrierter und die Menschen sicherer und fokussierter. Insgesamt muss ich sagen wir hatten einen richtig schönen Kurs mit vielen Informationen und einer menschlich sehr schönen Kursatmosphäre. Sabine hat versprochen uns dieses Jahr noch einmal zu besuchen und wir sind schon gespannt und freuen uns auf den nächsten Kurs mit ihr! Dann bin ich auch mit Pferd dabei.

Einzig das Wetter ließ uns etwas im Stich. War es doch teilweise recht frisch und windig, ein bisschen Regen war auch dabei, aber tapfer harrten alle Wissbegierigen auf der Reitplatztribüne aus. Gut, wir waren eingemummelt in sämtliche Decken und Jacken die wir finden konnten, vor uns leckere Snacks und heiße Getränke, aber wie sagt man so schon: Frische Luft ist gesund!!!

Bühlmann-Kurs
Bibbern auf der Tribune – Foto: Nadine Zäh

Zumindest verhungert ist noch keiner am Zykloopenhof. Mama Zäh versorgte uns mit leckerem Mittagessen und leckeren Zwischendurch-Snacks und sorgte dafür, dass wir in der Mittagspause gut aufgewärmt wurden – an dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür. Und auch an die Kuchen-Spender und leckeren Mini-Amerikaner-Spenderin – vielen Dank, ihr alle habt meine Diät-Absicht an diesem Wochenende gänzlich ruiniert! Wie sagt man doch so schön, getreu dem Eisbären-Motto: Nur die Harten kommen in den Garten! Und natürlich vielen Dank an Nadine und Taimi, durch die wir Sabine an den Hof locken konnten.

Bühlmann
Mit der richtigen Ausrüstung ist alles kein Problem! – Foto: Nadine Zäh

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