Del Cavador

Ich nenn es mal das Wort zum Sonntag?

12. Oktober 2014:

 

Am 12.10.2014 fanden sich 20 Interessierte Paso Fino-Freunde am Zykloopenhof ein, um sich über das Thema „Zukunft des Paso Fino in Europa“ zu unterhalten. Nadine und Johannes haben den Zykloopenhof netterweise als Gastgeber zur Verfügung gestellt. Natürlich konnte man sich auch im neu eröffneten Shop umsehen. Gedacht war eine lockere Runde zu haben, offen für alle Interessierten, nicht nur für Vereinsmitglieder, um einmal einen Konsens zu finden, was für ein Typ Pferd auf dem Markt gewünscht ist und wie es mit der Zucht weitergehen soll. Natürlich legt jeder Fino-Freund auf andere Dinge besonders Wert. Und auch einen Konsens kann man nicht für jeden finden. Aber auf jeden Fall ist es wichtig, dass man sich untereinander austauscht und Erfahrungen vergleicht und vielleicht auf ein paar Grunddinge Wert legt.

Es ging um die Frage „Wo steht die Fino-Zucht in Deutschland?“. Auf jeden Fall kann man den Paso Fino schon alleine aufgrund der niedrigen Population als Exklusiv bezeichnen. Gerittene Pferde auf dem freien Markt sind definitiv Mangelware. Wer einmal einen tollen Fino hat, behält ihn meist selber. Oder er geht an Freunde und Insider unter der Hand in neue Besitzverhältnisse über. Eine große Zucht, die eine Vielfalt an gerittenen und leicht zu handhabenden Pferden an den Markt bringt gibt es nicht. Was natürlich auch bedeuten würde, dass so ein exklusives Pferd, egal ob jetzt Country Pleasure, Pleasure, Performance oder Classic Fino (der ja alleine schon aus Mangel an Häufigkeit in Europa mehr oder weniger sowieso nicht auf dem freien Markt zu haben ist) nicht zu Ramschpreisen, um es einmal bildlich zu umschreiben, zu haben sein sollte. Man darf sich also durchaus bewusst sein, dass man mit einem Paso Fino im Limusinenbereich herumfährt.

Ich fand den Vergleich mit den Automarken sehr nett. Pferde, die es mengenmäßig häufiger in Deutschland gibt, sei es jetzt der beliebte Haflinger, das Warmblut, Quarter Horse oder was auch immer, sind da der Volkswagen unter den Pferden. Da hat man die volle Auswahl an bereits fertig gebauten Autos – grün, rot, weiß, mit Leder, ohne Lederausstattung. Pferde, die nicht so häufig vorkommen und damit seltener zu haben sind, dürfen dann die Maseratis oder Porsche Cayenne sein. Davon fahren jetzt auch nicht so viele herum, bzw. sie werden auf Wunsch gefertigt. Ihr wisst glaube ich, worauf ich hinaus will. Es ist halt einfach mengenmäßig schon exklusiv. Dass ein Pferd einen gewissen Verkaufspreis erreichen sollte, dürfte schon rein aus wirtschaftlichen Gründen logisch sein. Dazu gab es auch schon genügend Diskussionen. Eine vernünftige Aufzucht kostet Geld. Wer ein fertiges Pferd für weniger verkauft, als er Kosten hatte es überhaupt so weit zu bekommen, hat schlicht und einfach Verlust gemacht. Dass die Verkaufspreise ein schwieriges Thema sind, soll jetzt nicht debattiert werden. Das ist mir durchaus bewusst, dass da ganz viel Eigendynamik im Spiel ist. Es geht mir nur um den gedanklichen Idealzustand.

Ein weiteres Diskussionspotential ergibt sich natürlich dann aus der Häufigkeit der Pferde: Die Qualität. Sind wir mal ehrlich, jeder möchte die eierlegende Wollmilchsau. Ein Pferd, welches vom Exterieur und vom Charakter her topp ist und gleichzeitig noch sicheren Tölt in allen Lebenslagen zeigt. Um solche Pferde zu erhalten ist gerade bei einer kleinen Zucht jeder darauf angewiesen sich sehr gründlich mit der Wahl des Hengstes, oder den Eigenschaften, die die eigene Stute benötigt, um „verbesserte“ Fohlen zu bringen zu beschäftigen. Natürlich klappt das mit der verbesserten Zucht nicht immer auf dem Papier oder in den Gedanken, da kommt immer noch das Leben dazwischen. Vererbung ist Glücksspiel. Aber man kann sich zumindest gründlich Gedanken machen, was man gezielt verbessern möchte. Und man sollte gezielt auch das Augenmerk auf die eigene Stute legen, was sie für Schwächen, oder Stärken hat. Ich weiß definitiv, dass meine beiden Stuten alleine vom Gebäude und Gang her nicht optimal dem gewünschten Rassestandard entsprechen und trotzdem sind sie tolle Pferde. Aber sie könnte natürlich toller sein, die eine mit besserem Hals, quickeren Bewegungen, die andere vielleicht etwas weniger Temperament, manche würden sagen, wenn die eine einfarbig wäre, wäre sie noch toller ….

Es ist eigentlich ein ziemlich komplexes Thema, mit dem man ganze Bücher füllen könnte. Der Rassestandard wird selten komplett erreicht. Irgendwas ist immer. Von daher ist es natürlich aus züchterischer Sicht immer sehr sinnvoll, möglichst nach dem perfekten Fino-Exterieur (und natürlich auch Interieur) zu suchen. Was aber wiederum ein ganz tiefes Insider-Wissen erfordert und zusätzlich einen dicken Geldbeutel. Und eine Portion Glück. Also alles nicht wirklich planbar. Zucht mit Pferden sollte jedenfalls nicht darauf abgezielt sein möglichst viele Pferde einfach so weiter zu vermehren, um damit Kohle zu machen. Als Züchter ist man normalerweise Idealist. Da gelingt nur ganz wenigen der große Griff mit dem Superpferd, das man dann für Lamborgini-Preise verkaufen kann.

Letztendlich profitiert aber auch der Privat-Züchter, der ein Fohlen aus seiner geliebten Stute ziehen möchte, von sorgfältiger Zuchtplanung. Wer nämlich ein korrekt gebautes und charakterlich einwandfreies Fohlen hat, spart sich irgendwann auch später in der Ausbildung Geld. Ein Pferd mit korrektem Gebäude (und Charakter) lässt sich natürlich auch leichter anreiten, weil ihm die Dinge einfach leichter fallen. Das ist wie mit den Top-Sportlern. Wer gut in Schuss ist, braucht sich nicht erst durch gezieltes Aufbautraining dorthin zu bringen, wo ein anderer vielleicht schon Körperbautechnisch von alleine ist. Man spart letztendlich Geld und Zeit im Beritt. Oder an der Korrektur von gangspezifischen Auffälligkeiten. Wer von Natur aus viel Tölt mitbringt, der muss es nicht erst erlernen. Ich hoffe Ihr versteht, was ich grob umreißen möchte?

Nur wie kommt man in Deutschland jetzt zu guten Hengsten? Irgendwann ist ja auch einmal der vorhandene „Genpool“ genügend verquirlt. Der Import von „frischen“ Hengsten, Gefriersperma, Austausch von Hengsten untereinander in Europa, Importstuten aus den Ursprungsländern oder den USA, die dort mit dem Wunschhengst bereits gedeckt sind sind Möglichkeiten. Alles schön und gut. Das ist letztendlich alles eine Frage des Geldes. Man braucht also die drei „G“s: Geduld, Geld, Glück. Findet man aber auch nicht einfach so auf der Straße.

Letztendlich bleibt es bei der Erkenntnis: Qualität ist subjektiv. Gewisse Qualitätsmerkmale ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Fino-Typen. Wichtig ist guter Tölt, guter Körperbau, guter Charakter und Gesundheit.

Wenn man dann alles gut hinbekommen hat, dann bleibt noch die deutsche Bürokratie. So ein Paso Fino muss auch einem Gremium vorgestellt werden, um offizielle Papiere zu bekommen. Das ist in Deutschland ein Zuchtverband. Man muss seine Stuten eintragen lassen, die Hengste werden gekört und leistungsgeprüft. Das offizielle Gremium kennt aber die kleine unbedeutende Rasse Paso Fino nicht, weil es nur so wenige davon gibt. Das führt natürlich auch zu Unsicherheit bei den Offiziellen. Außerdem fällt eine kleine Rasse nicht wirklich ins Gewicht, weil sie keine große finanzielle Einnahmequelle ist. Also lohnt es sich für einen wirtschaftlich denkenden Verband nicht wirklich (außer natürlich ideell) sich mit einer Rand-Rasse tiefer zu beschäftigen. Es ist ein Teufelskreislauf.

Im Prinzip bleibt mir nur zu sagen: Steter Tropfen höhlt den Stein. Die Fino-Zucht ist Liebhaber-Zucht und man ist ganz viel damit beschäftigt, anderen Leuten von den Besonderheiten des Paso Fino zu erzählen, um ganz einfach ein Grundverständnis für diese Rasse zu schaffen. Das fängt beim Bauern gegenüber an, der so ein „komisch lahm laufendes“ Pferd noch nie gesehen hat und hört eben auf beim Zuchtverband, deren Kommission auch nicht unbedingt auf dem neusten Informationslevel ist. Um zum Schluss zu kommen, auf jeden Fall ist es dringend nötig sich bei so einer kleinen Rasse untereinander gut auszutauschen, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen und einfach für einander da zu sein. Ganz weg von persönlichen Befindlichkeiten. Es geht um den Paso Fino und das geht auch alle Nicht-Vereinsmitglieder an. Darum sind auch in Zukunft Treffen geplant. Einfach um die Möglichkeit des Austausches im größeren Rahmen zu ermöglichen. Quasi als ein „Fino-Stammtisch“. Und zu diesem sind alle Fino-Besitzer eingeladen. Schließlich haben wir alle die gleichen „Probleme“. Da ist das unwichtig, ob PFAE-Mitglied oder nicht. Somit möchte ich dieses kleine Wort zum Sonntag abschließen und wünsche allen, deren Stuten gedeckt sind, oder es vor haben, die inzwischen vier großen „G“s: Geduld, Glück, Gesundheit, Geld. Damit ist man immer gut beraten 🙂

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