Blöder Schu-Schu-ki!?
15. Juni 2016:
Ein weiterer Teil der Auto-Story … lehnt Euch zurück, genießt das Leid und lacht Euch scheckig:
Der Schu-Schu-ki streikt immer noch. Seit der Düsseldorf-Reise verbringt dieses Auto mehr Zeit in der Werkstatt oder mit faul herum stehen als es mir gut tut. Der Elektronikfehler ist ziemlich hartnäckig. Das neu eingebaute Teil und die dazugehörigen Sonden will der Schu-Schu-ki einfach nicht als neu erkennen. Er beharrt auf seinen Elektronikfehler. Sturer Bock. Zwischendurch täuscht er immer wieder freies Fahren an und wenn ich mich freue: Zack – Elektronikfehler. Motorleistung reduziert.
Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, dieses Auto verarscht mich gnadenlos. Wenn ich eine Waffe besitzen würde, hätte der Suzuki schon längst im Affekt ein ganzes Magazin in die Motorhaube geballert bekommen. Für die Bearbeitung mit einer Axt bin ich zu schwach. Ich krieg die Axt nicht so weit angehoben. Diese Option fällt also aus. Abbrennen wäre auch eine Möglichkeit gewesen, aber der Rußgeruch geht immer so schlecht aus den Haaren heraus. Fällt also auch flach. Eine Motorsäge wäre auch eine Option, wirkt aber nur cool, wenn man die selber anmachen kann und dann brutal funkensprühend rein rammt. Ich scheitere bereits am Anzugmechanismus der Motorsäge. Also lassen wir das. Einen Bohrer kann ich anmachen. Wirkt aber nicht so brutal, wenn ich die Motorhaube mit dem Bohrer bearbeite. Hinterlässt auch keine großen Wunden. Also bleibt mir immer nur der Anruf bei meinem Automechaniker des Vertrauens.
Telefongespräche mit meiner Heimat-Werkstatt laufen inzwischen so ab:
„Hallo, ich bin’s, die Christine.“
Ein zögerliches „Hallo“ (Man hört in Gedanken:…. oh, nein! … Du schon wieder…)
Ich so: „Rate mal“
Er so: „Ne, oder?“
Ich so: „Doch.“
Er seufzend: „Komm vorbei.“
Nachdem der Elektronikfehler also meine Werkstatt komplett vom Arbeiten an anderen Autos abhält, war der Vorschlag die Drama-Queen einer anderen Werkstatt unterzujubeln. Kurzfristig erwog auch mein Werkstattmann den Feuertod des Suzuki kunstvoll und versicherungstechnisch sicher zu inszenieren, aber wir einigten uns dann doch auf Version zwei. Einer anderen Werkstatt unterjubeln. Dazu muss die Karre aber 30 km selbständig hin gefahren werden. Ich habe mich geopfert.
Nach eine brutal anstrengenden Fahrt (hoffentlich auch für die Drama-Queen) mehrere steile Straßen hinauf mit reduzierter Motorleistung, mehreren Bremsungen, die absolut nicht nötig waren. Danke ihr Busfahrer. Danke ihr Hausfrauen. Danke an alle Vollpfosten auf diesen Straßen. Danke Oma mit dem Gehfrei am Zebrastreifen. Wartet der Schu-schu-ki jetzt in einer zweiten Werkstatt auf Hilfe. Schauen wir mal, ob sich diese Werkstatt als Fachwerkstatt für eingebildete Fehler herausstellt, oder ob der Schu-Schu-ki diese Werkstatt auch in die Verzweiflung und Ratlosigkeit treibt. Jedenfalls habe ich ihn dort einfach mahnend abgestellt. Ungeputzt natürlich. Er soll sich ja nicht positiv ins Autohausgefüge einpassen. Falls sie zwischendurch Zeit finden vor dem eigentlichen Termin. Was sie hoffentlich tun werden. Der Schu-Schu-ki braucht die komplette Aufmerksamkeit einer Werkstatt. Sonst ist er nicht zufrieden. Und mit „Snickers“ braucht man der Diva (und mir) auch nicht kommen. Da sind sich der Schu-Schu-ki und ich wenigstens einig. *
Ich nehme übrigens gerne Wetten an, ob der Suzuki bis zum Paso-Fino-Turnier am 24.06. wieder zugbereit ist oder nicht. Eigentlich habe ich schon jede Hoffnung verloren. Aber ich bin Meister der Verdrängung und verdränge das Problem: „Neues Auto??? Woher nehmen, wenn nicht stehlen?“ gekonnt. Die Lottozahlen haben übrigens schon mal nicht gepasst. Allerdings kann ich das Problem: „Wie komme ich zur Arbeit?“ nicht wirklich verdrängen. Kohle muss her – und Arbeitszeit muss eingefahren werden. Irgendwie ist in den letzen Wochen zu viel arbeitsablenkendes passiert in meinem Leben. Da schwirrt eine große Rußwolke um meine Regel-Arbeitszeit. Also brauche ich ein Auto, um in den Ort, der mich allmählich in den Wahnsinn treibt, aber dafür auch ernährt, aufsuchen zu können.
Eine Freundin ist so nett und leiht mir ihren Polo. Sie darf momentan zu Hause bleiben und den Sommer genießen. Der Polo ist ungefähr so groß wie eine Schuhschachtel. Er fährt zwar erstaunlich gut, aber er ist auch erstaunlich fragil und ich traue ihm eigentlich noch weniger wie dem Schu-Schu-ki. Aber er bringt mich zur Arbeit und zurück. Das Wort Sicher habe ich jetzt übrigens bewusst weggelassen.
Allerdings merke ich doch deutlich, dass ich in den Jahrzehnten des Monster-Auto-Fahrens einen Fahrstil entwickelt habe, der eher in die Richtung Großwild-Kamikaze geht. Das ist nicht so vorteilhaft, wenn man in einem rollenden schwarzen Pappkarton knapp über der Straße sitzt. Es ist wirklich keine gute Idee einfach so volle Lotte in eine Kreuzung zu brettern, nur weil man nicht rausgelassen wird. Mit meinen vorherigen Knochenbrecher-Auto war das irgendwie ziemlich bedrohend für andere Verkehrsteilnehmer und bewirkte immer einen flüssigen, zeitnahen Vollstopp beim KFZ-Gegner. Mit dem Polo wirkt das Ganze irgendwie wie eine Fliege, die halb sichtbar im toten Winkel vor der Nase vorbei fliegt und dann doch irgend wo gegen klatscht. Sagen wir so: ich lebe noch. Und ich entwickle gerade ein neues Verständnis für kleine Autos.
Man muss bei kleinen Autos auch unbedingt auf die Bodenbeschaffenheit der Straße achten. Da ist nichts mit mal eben 50 km/h über den hohen Bordstein oder diese lustigen Bremshügeln in den 30-er Zonen knattern, über die man so schön fliegt. Auch die „Boah, dann fahr ich halt durch den Acker“ – Freuden bleiben einem verwehrt. Nein, da muss man schon gründlich überlegen, ob man es sich leisten möchte ein zweites Auto zu schrotten.
Eigentlich möchte ich damit nur sagen: ich vermisse den Schu-Schu-ki. Das werde ich vor der grauen SUV-Diva zwar nie zugeben, aber mir fehlt das wohlige Dieseln, das übersichtliche Panorama, die Sicherheit, die es trotz allem verbreitet. Wie schön war es doch, als wir damals im Frühjahr 2015 durch diesen unglaublich tiefen, wunderbar zerstörten Matsch-Acker gepflügt sind. Ich war so stolz auf ihn, dass er da mit solch einer Leichtigkeit durch ist. Noch Monate später tauchten die Matschspritzer im Fahrzeuginneren auf, nur weil ich mit offenem Fenster gefahren bin. Oder im Herbst des Jahres 2014, als wir auf einer Bodenwelle aufgesessen sind, weil ich es für eine gute Idee gehalten hatte, die Wendung so scharf zu nehmen. Oder in Kreiswald, als wir den Pferdehänger so brutal schräg-bergauf parken mussten, dass die Kupplung noch tagelang gestunken hat wie blöd. Hach ja, das waren noch Zeiten. Da hat er nix mit Elektronikfehler gebracht. Blöder Schu-Schu-ki – komm bitte wieder zurück!
*Wenn, dann lassen wir uns mit Ritter Sport ködern!