Del Cavador

Aluhut oder Klickertraining?

04. Januar 2017:

Ich muss ja zugeben, dieses „Klickertraining“ fand ich immer irgendwie seltsam. Mir hat sich nicht so recht erschlossen, wieso ich noch einen Klicker zusätzlich benötige, wenn ich doch eine Stimme habe. Da kann ich doch gleich mit Stimme belohnen. Jedenfalls war Klickern für mich immer faszinierend, aber auch irgendwie ganz weit weg.

Nach Hannover lag ich messegeschädigt krank danieder. Und den ganzen Tag nur Serien gucken oder rammdösig dahinvegetieren ist auch irgendwie doof. Also lesen. Zur Abwechslung mal keine blutrünstigen Thriller, sondern „Fachlektüre“. Natürlich nicht für die Arbeit, die Bücher sind echt zu langweilig. Also Pferdebücher. Warum nicht mal über Klickertraining informieren? Begonnen hat das dann mit dem Blättern in diversen Blogs und Youtube-Filmchen gucken.

Und die Erkenntnis: Das ist gar nicht so doof! Da kamen ganz viele Dinge wieder an die Oberfläche, die ich in meiner wilden FOS-Schulzeit pauken musste. Es geht um Lerngesetze. Ein Verhalten, das sich lohnt, wird zukünftig häufiger gezeigt. Ein Verhalten, das sich nicht lohnt, wird weniger häufig gezeigt. Edward Lee Thorndike. Klickertraining ist ein Weg ein Lebewesen dazu zu bringen Verhalten zu Lernen. Und das freiwillig und mit Spaß. Das klingt doch gut oder?
Gerade für Resi würde sich das bestimmt lohnen. Bei ihr bin ich mir nämlich absolut unsicher, was sie von sich aus gerne machen würde und wie sie lernt. Und vielleicht hilft es ihr aus sich heraus zu kommen? Die „Resi“ unter der guten USA-Erziehung hervor zu locken? Das ist ein Experiment wert, dachte ich mir.

Also habe ich mir flugs ein Buch herunter geladen (wunderbare Welt der eBooks) und mich vertieft. Mein Wissen über „Operantes Konditionieren“ und „Klassisches Konditionieren“ aufgefrischt. Und wie der ganze Kram sonst so heißt. Und wie man das so anfängt mit dem Klickern. Sehr interessant. Es ist also möglich, komplexe Übungen in ganz kleine Lernschritte zu zerlegen und sie dann wieder in ein Ganzes zusammen zu fügen. Das Geräusch des Klickers ist dabei die wichtigste Koppelung. Sie bedeutet Lob – Futtergabe – Gut gemacht. Richtig. Und das auf den Punkt. Und genauer, als man das mit Stimme jemals hinbekommen würde. Klingt alles logisch.

Wer kennt das nicht? Die Anfänge einer Übung funktionieren immer ziemlich gut und irgendwann kommt dann der Moment, in dem man nicht mehr weiter weiß. Da fallen einem keine guten Ideen mehr ein, wie man mit dem Pferd vermittelt: Ja, das machst Du gerade richtig. Das will ich von dir. Da bietet das Klickertraining mit den kleinen Schritten einen interessanten Ansatz. Und es ist gewaltlos. Das finde ich gerade für sensible und schnell gestresste Ponys sehr wichtig. Denn unter Stress kann man nicht lernen.

Jetzt ist es natürlich nicht so, dass man das mit dem Klicker drei Mal macht und dann können die Ponys das. Das wird glaube ich eine sehr langfristige, bestimmt auch frustrierende Sache, die auch für mich sehr schwierig sein wird. Schon allein von meiner Koordination: Klicker, Futter, Pony, Übung.

Ich habe im Dezember begonnen mit Jacinto und Resi die Grundlagen zu erarbeiten. Also Konditionierung auf den Klicker und die „Target“-Arbeit. In meinem Fall: Pony-Nase auf Target stupsen. Das Target ist eine grüne Fliegenklatsche. Das Höflichkeitstraining haben wir dezent umschifft, weil das funktioniert bisher ganz gut. Wenn ich die Zauseln wo hin stelle, bleiben sie auch dort stehen. Außer Diosa, die holt sich natürlich alles was sie möchte. Aber Diosa darf erst mal nicht mitmachen. Als Referenzpferd sozusagen.

Klicker-Resi
Klicker-Drachenpony – Foto: privat

Stand nach ein paar Übungs-Einheiten:

Jacinto:

Keine Ahnung, ob er das mit dem Klicker schon verstanden hat. Zumindest bleibt er höflich stehen und dreht auch dann und wann mal seinen Kopf so grob in die Richtung die ich will. Er guckt dabei unglaublich dröge. Er stirbt nicht, wenn der Target an seine Nase kommt. Ist doch schon mal was. Der Zwerg ist wirklich nicht der Hellste. Er sabbert, wenn er Futter sieht und ich glaube auch die Klick-Futter-Kombi hat er verstanden. Aber das mit dem Target???? Jedenfalls ist das noch nicht das gelbe vom Ei. Mal sehen, ob das mit ihm noch was wird.

Resi:
Resi steht sowieso bombenfest und bewegt sich nur nach hinten weg, wenn ihr alles zu viel wird und sie Angst hat. Sprich Target-Stick kommt, Resi macht große Augen und bläht die Nüstern und arbeitet aber tapfer an sich, nicht sofort mit wehenden Hufen zu flüchten. Sie bleibt ebenfalls höflich, man muss aber bei den frickeligen, kleinen Leckerlies extrem aufpassen, seine Finger nicht an das Piranha im Pony zu verlieren. Die Berührung mit der Nase an das Target hat sie inzwischen verstanden. Insgesamt braucht Resi extrem lange, um „eigenes“ Verhalten zu zeigen, bzw. „freiwilliges“ Verhalten zu zeigen. Da ist ziemlich viel in ihrem Gehirn wie zubetoniert.
Fazit:  Klick-Futter verstanden, Nase auf Target im Stehen an unterschiedliche Positionen: Läuft.
Schritte auf das Target zugehen: vergiss es.

Auf jeden Fall bleibe ich da jetzt erst mal dran. Das mit diesem Klickertraining fasziniert mich. Meine Umwelt denkt wahrscheinlich: oh meine Güte, die Alte … jetzt rennt sie mit der Fliegenklatsche rum und füttert das Resi noch fetter wie es eh schon ist. Demnächst läuft sie mit nem Alu-Hut durch die Gegend und unterhält sich mit Außerirdischen! Tja. Das kann passieren. Und Ihr müsst auch leiden: Ihr müsst nämlich die schriftlich fixierten Erlebnisse lesen – wenn Ihr wollt …
Ich werde weiter berichten! Und ja, das ist eine Drohung! 🙂

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