Diosas Geschichte?
19. Februar 2017:
Diosa ist mir damals zweijährig mehr oder weniger spontan passiert. Sie war ein Scheidungskind aus Schweden. Und sie ist ein Schecke. Vor Jacinto hatte ich mir damals einen kleinen Schecken angesehen, aber der war dann zwei Tage bevor ich Interesse zeigte verkauft worden. So war Jacinto nur zweite Wahl. Letztendlich hat sich natürlich heraus gestellt, dass Jacinto meine beste Wahl überhaupt war, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Jacinto bleibt immer bei mir, egal wie er läuft oder was er anstellt. Er ist und bleibt mein erstes eigenes Pferd und mein größter Lehrmeister.
Aber kommen wir zurück zu Diosa. Ich durfte damals ihre Mutter Probereiten und war irgendwie ganz angetan von dem Pinto-Feeling und der einfachen Reitbarkeit und der sympathischen Art. Wahrscheinlich spielte unterbewusst mit, dass ich ja immer mal einen Schecken wollte. Aber warum, kann ich gar nicht sagen. Wahrscheinlich weil ich diese ganzen einfarbigen Pferde immer verwechsle. Das passiert bei einem Schecken nicht. Die sind individuell. Erkennt man auch ohne Brille. Fragt nicht. Keine Ahnung. Jedenfalls dachte ich mir: Naja, so ein Zweitpferd wäre ganz praktisch. Da hat man ein Ersatzpferd und mit einer Stute kannste auch mal ein Fohlen ziehen. Wäre ganz nett. Dann habe ich erst mal einen Stall klar gemacht und meine Finanzen gecheckt. Erst als all das klar war habe ich mir Diosa wirklich angesehen. Wir waren auf der Weide, wo sie den Sommer über stand und ich hatte so gar keine Erwartungen. Ich wollte einfach nur gucken. Ihre Mutter hätte ich ja auch kaufen können, die wäre schon geritten gewesen. Diosas Mama ging dann übrigens später mit einer netten Frau nach Afrika.

Diosa war damals ein sehr schüchternes Pferdchen, aber sehr optimistisch irgendwie und natürlich hübsch (trotz Quadratschädel und kurzem Hals). Doris und ich standen also auf der Koppel und ich wollte wirklich einfach mal nur gucken. Unterbewusst habe ich mir wohl gesagt: Lass es drauf ankommen. Wenn das Pferdchen jetzt nett ist und auf dich zukommt, dann nimmst du es einfach. Wenn nicht, nicht. Und was soll ich sagen, irgendwie hat Diosa letztendlich mich ausgesucht. Sie kam freundlich auf mich zu gewackelt, mit gespitzten Ohren und genau in dem Moment habe ich entschieden: Ich kaufe dieses Pferd. Ein richtiger Schlüsselmoment. Das habe ich gleich verbal kund getan, was wohl etwas überraschend kam. Aber so war es. Meine Pferdekäufe hatten noch nie etwas mit klaren Gedanken, Geduld oder reiflichen Überlegungen zu tun. Sie waren immer äußerst spontan. Aber ich habe es dann immer durchgezogen. Ich hatte auch noch nie eine Ankaufsuntersuchung. Gut, die ersten beiden waren sehr jung und das Dritte war dann ein Pferd, dass ich sowieso sofort eingepackt hätte. Egal ob drei oder vier Beine. Also Vernunft: Go Home und schlag die Hände über dem Kopf zusammen!
So kam ich also zu Diosa. Sie war im Vergleich zu Jacinto sehr unkompliziert. Das ist sie bis heute. Sie nimmt einem nichts lange übel. Sie lässt sich leicht trainieren (wenn man sie dazu motiviert bekommt). Sie macht ihren Weg. Sie ist cool. Sie zog dann relativ zeitnah zusammen mit ihrer Freundin Ayla am Zykloopenhof ein und wir absolvierten die ersten Übungen zusammen. Auch beim Einreiten war sie sehr unkompliziert. Ganz im Gegensatz zu Jacinto, der mich von einem Tief ins nächste Tief gestürzt hat und bei dem es ungefähr sieben Jahre gedauert hat, bis ich ihn so einigermaßen reiten konnte, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Diosa ist ein Sonnenschein. Aber auch sehr fordernd. Sehr präsent. Wir hatten immer viel Spaß. Kurz nach dem Anreiten hing sie sich mit der Fessel in einen Zaun fest und hat sich dabei einen Knochen angebrochen. Ich weiß noch, dass wir an meinem Geburtstag extra zu meiner Tierärztin zum Röntgen gefahren sind. Diosa bekam also sechs Wochen Einzelhaft und ihren Klumpfuß in einen festen Verband. Nachdem sie eine Box nicht gewöhnt war stand sie im abgetrennten Paddock. Dafür aber acht Wochen. Kurz vor Ablauf der Frist hat sie dann den Zaun zerlegt und sich in ein Gewirr von E-Bändern verheddert, bis ich sie gerettet habe. Das fand sie ziemlich lästig. Dann hat sich Frau Sumpf natürlich NICHT an die Bitte der Tierärztin gehalten nur geziemlich im Schritt kleine Ausritte zu machen. Nein, sie ist lustig durchs Gelände geflummt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir schon ausgemalt, dass ich ein ewig hinkendes Pony durchfüttern müsste, gerade mal drei Jahre alt und bestimmt äußerst langlebig und kostenintensiv. Und mit einem Hang zur Selbstverstümmelung.

Aber mit der Zeit wurde alles gut. Diosa entwickelte sich prächtig. Sie lief ihre ersten Turniere wie ein Vollprofi, war unter dem Sattel schon cooler wie manch alter Hase. Sie bekam ihr erstes Kind. Und renkte sich dann in typischer Diosa-Manier beide Kniescheiben aus. Mit Fohlen bei Fuß. Und zwar so, dass sie in die Klinik musste. Ich war sehr froh, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon Hänger einsteigen mit beiden geübt hatte, und dass das Fohlen (Dimera) sich anbinden hat lassen. Ich hätte mich nicht getraut das instabil-humpelnde Mutter-Diosa-Tier ohne Trennwand im Hänger zu fahren. Also beide nebeneinander gestellt und in die Klinik gefahren. Topp. Fohlen war übrigens hellauf begeistert und sofort Liebling der Klink und Muttern komplett verschwitzt. Aber dann wurde alles Gut. Frau Sumpf bekam beide Kniescheiben operiert und ab da war sie fit. Seit dem hat sie mir übrigens keine großen Tierarztrechnung mehr beschert.
Aber eigentlich wollte ich gar nicht über Frau Sumpfs Krankengeschichte erzählen. Das ist ja schon fast wie im Wartezimmer beim Arzt bei der Lektüre der Rentner-Bravo „Apothekenumschau“! Diosa und ich haben viel Spaß, aber sie war schon immer der am leichtesten zu reitende Teil meines Pferdekabinetts, und von daher war sie immer das Pferd, dass Reitbeteiligungen bekam. Die waren nie bewusst ausgesucht. Die Erste war meine Schwester. Zu dem Zeitpunkt Tinker-Reiter. Da passt das Temperament nicht.

Dann kam Nadine. Die hat sich eines Tages meinen Pferdehänger geliehen und gesagt sie würde gerne mal mehr Paso Fino reiten. Sie hat selber einen, aber der wäre noch so jung. Also habe ich Nadine zum Ausreiten mitgenommen und wir wurden ein Gespann. Wir waren viel bei Orientierungsritten unterwegs, sie hat schön etwas für Diosas Ausdauer getan und wir haben viel erlebt (und mit Nadine erlebt man echt viel …). Mein gutes Trail-Pferd war somit schon immer das Sieger-Pferd für andere Reiter 🙂 So habe ich Frau Z. auf den Hof geschleppt, sie ist an Johannes hängen geblieben und was daraus geworden ist wisst Ihr ja inzwischen….
Später kam dann ein zweites Fohlen zur Welt. Das war klein Dea, die inzwischen auch schon fünf Jahre alt wird. Und mit ihr kam Yvi zu uns. Bei Yvi hatte ich per Zufall ein Fotoshooting auf Facebook gewonnen und irgendwie war mir gleich klar: Die würde gut zu Frau Sumpf passen. Also habe ich sie eiskalt einkassiert und seitdem sind Frau Sumpf und Yvi unzertrennlich. Was auch für Sumpf wirklich gut ist. Sie hat durch die Exklusivbehandlung noch einmal einen großen Entwicklungsschub gemacht, den ich ihr alleine nicht hätte bieten können. Mir fehlt einfach die Zeit (und manchmal auch die Lust). Und ich finde es wirklich wichtig, dass meine Ponys das bekommen, was sie brauchen. In dem Fall muss ich mich wirklich hinten anstellen und genießen, wie sich ein neues Pferd-Reiter-Paar entwickelt. Ich bin mir sicher Yvi reitet Diosa inzwischen besser wie ich. Die beiden sind einfach eingespielt. Und ich sehe die beiden echt gerne zusammen, weil ich weiß, das ist einfach gut für Diosa. Und darauf kommt es doch an oder? Wir erinnern uns an das Thema Verantwortung?

Mein großes Mitleid geht übrigens an dieser Stelle an alle Pferdebesitzer, die sich eine Reitbeteiligung suchen und die dann (einfach weil die mehr Zeit mit dem Pferd verbringt) als eine Art Bedrohung wahr genommen wird. Weil Pferdebesitzer eifersüchtig ist, weil Pony lieber mit der Reitbeteiligung schmust, oder besser läuft oder was weiß ich. Da ticken manche Pferdebesitzer echt komplett aus. Traurig. So Traurig. So eine arschige Pferdebesitzerin wollte ich nie werden. Ich bin da glaube ich ein Glücksgriff für alle Reitbeteiligungen (wenn ich mehrere hätte). Ich binde Yvi in Entscheidungen ein, stelle sie nicht vor vollendete Tatsachen und lasse mich sogar deutlich von ihr beeinflussen. Ein Traum oder? Dafür bekomme ich ein optimal betreutes Pferd (eigentlich drei) und kann mich hundertprozentig auf Yvi verlassen.

Ich bin auch als Nicht-Pferdebesitzer damals mit meinen Pflegeponys durch eine harte Schule gegangen. Ich weiß, was es heißt verarscht zu werden und wie es ist, wenn dein Lieblingspony am nächsten Tag auf einmal nicht mehr im Stall steht, weil es verkauft wurde. Natürlich ohne, dass man davon gewusst hatte. So eine Pferdebesitzerin wollte ich nie werden.
Aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass es schwierig ist, eine vernünftige Reitbeteiligung zu finden. Ich finde ja das Wort Reitbeteiligung eigentlich blöd. Meine Wortwahl wäre eher „persönliche Assistentin“ (auf Lebenszeit, ohne Anspruch auf Urlaub).
