Del Cavador

Die drei Sätze?

28. Februar 2017:

Die drei Sätze

Ich muss mich heute aufregen. Es geht um drei Sätze. Totschlag-Sätze. Sie ersticken alles im Keim. Außer meiner Wut. Seid Ihr bereit? 🙂

Satz Nummer eins: „Das war schon immer so.“ – hmhm… soso … und das heißt dann automatisch, dass es besser ist? Anscheinend. Veränderung scheint schlecht zu sein. Entwicklung auch. Und bloß nix in Frage stellen. Auf gar keinen Fall. Oder am Ende noch hinterfragen? Da könnte ja eine andere Meinung raus kommen. Oder noch schlimmer: Ein besseres Ergebnis. Neee, das geht nicht. „Das war schon immer so.“ Drum stehen Pferde heute noch in Ständern. Drum laufen Leute heute noch mit Leggings und schlechten Dauerwellen rum. Drum gibt es Fax statt Internet. Drum heißt Raider heute Twix. Ok, das war ein schlechtes Beispiel, schmeckt immer noch gut. „Das war schon immer so“ blockiert alles. Im Keim. Von Anfang an. Ohne wenn und aber. Bloß nix verändern … – da kommen wir zu

Satz Nummer zwei: „Früher war alles Besser.“ Klar. Am Arsch war alles Besser. Es ist psychologisch erwiesen, dass Menschen ab einem gewissen Alter mehr Erinnerungen an ihre Vergangenheit speichern, als an die noch verbliebende Zeit. Autobiographische Gedächtnisforschung ist das Stichwort. Das renommierte Birnbaum-Institut hat dazu eine Statistik erstellt. Menschen verklären ihre Erinnerungen an die Vergangenheit. Fehler, schlechte Erinnerungen, Schmerz, negative Erlebnisse werden nach und nach weichgezeichnet, oder sogar vergessen. Am Schlimmsten sind die jungen Erwachsenenjahre, da erlebt man alles zum ersten Mal ziemlich intensiv. Deshalb bleibt es auch verklärt in der Erinnerung hängen. Professor Bernhard B. Birnbaum weiß wovon er spricht.
Früher war alles besser zählt also nicht. Es ist weichgefiltert und weichgespült. Und hat Null mit Realität zu tun. Und bei weichgespült bin ich schon bei

Satz Nummer drei: „Kaffee draußen nur im Kännchen.“ What? Was sind das überhaupt für Kännchen? In diese sogenannten Kännchen bekommt man gerade zwei Tassen rein. Und zwar von der Sorte Tasse, in die eh nix rein geht. Diese kleinen Tässchen, in denen der Kaffee schon kalt wird, wenn er nur eingegossen wird. Sprich er schmeckt eh wie kalte Katzen-Pisse mit einer Prise Asche drin. Und die Henkel klemmen immer die Finger ein. Wieso draußen nur Kännchen? Seid Ihr zu Faul einfach einen großen Becher hin zu stellen? Oder wer hat überhaupt dieses Kännchen-Gedöns erfunden? Stellt einfach ordentliche Becher hin und große Thermoskannen, damit das Zeug auch warm bleibt! Wer fängt schon wegen drei Schluck das Kaffeetrinken an? Pfff…. am Ende ist das die Fraktion, die früher alles besser fand und außerdem war das schon immer so!

Jetzt mal ernsthaft. Ich habe keine Lust mehr auf Menschen, die alles schlecht reden. Menschen die immer nur von früher reden. Menschen die immer nur an anderen herumkritteln. Ich bin jetzt über vierzig und möchte mich mit meinen verbleibenden guten Jahren nicht mehr mit irgend welcher Kacke von „Früher“ beschäftigen. Ich möchte jeden Tag als einen guten Tag erleben. Es gibt genug Dinge, die ich noch erleben möchte. Ich will, dass in meinem Fokus die guten Dinge stehen, die jeden einzelnen Tag neu passieren. Die kleinen Momente, die viel Spaß machen. Ich möchte meinen Fokus auf kommende Dinge richten, die ich vielleicht noch gar nicht abschätzen kann, weil sie so großartig und unerwartet auf mich zukommen. Ich möchte nicht gefangen sein in einer Welt aus Vergangenheit und Draußen gibts Kännchen.

Das heißt nicht, dass ich mich nicht an „früher“ erinnern darf. Das mache ich auch gerne, aber ich staune eher, was in der Zwischenzeit passiert ist. Ich bin eher erschrocken, wie viel Zeit seit dem schon vergangen ist, und was in dieser Zeit alles passiert ist. Ich möchte versuchen jeden Tag eine gute Version von mir abzugeben. Und das kann ich nicht, wenn ich in der Vergangenheit gefangen bin. Das kann ich erst, wenn ich der Zukunft gestatte mein Leben zu bereichern. Das kann ich auch erst, wenn ich mich nicht mehr mit dem Mist von anderen Leuten beschäftige, der mich sowieso gar nichts angeht.

Ich will auch nicht hören: „Boah, schon wieder Montag/Arbeit/*freieinseztbareswort* – ich möchte gerne jedem neuen Tag eine Chance geben. Und wenn ich früh morgens aufstehe und mir sage: „Boah, was für ein Scheiß, schon wieder Montag, ich muss auf Arbeit gehen…..bläh….“ dann wird das auch nix. Im Kopf fängt die positive Stimmung an. Ich stehe vielleicht auch früh auf und hab keinen Bock auf die Arbeit zu gehen, aber dann denke ich mir: „Och jo, auf Arbeit gibts Kaffee“ Das ist doch schon mal was. Vielleicht bringt wer war zu Essen mit, dann ist es noch mal gut. Und während ich zufrieden an meinem warmen Schreibtisch (oder sonst wo) sitze höre ich mir das Gejammer von Anderen an und denke mir: „Lustig, total lustig, mit was für einem Zeug ihr euch blockiert, anstatt dem Tag eine Chance zu geben!“

Und es funktioniert (auch bei mir nicht immer), aber wenn man einfach unbelastet und NUR mit der Suche nach positiven Dingen durch seinen Tag geht (und wenn sie auch noch so klein sind), dann wird der Tag gut. Ich arbeite jedenfalls daran. Ich will nur noch gute Tage haben. Und dazu darf man sich gerne auch Bilder aus seinem alten Fotoalbum ansehen von schönen Erlebnissen. Und dabei darf man träumen und überlegen, was man noch alles tolles Erleben möchte. Und dann muss man es einfach in Angriff nehmen. Einfach mal Sachen als gegeben nehmen und ANNEHMEN und nicht als unüberwindbare Grenze sehen, sondern als Herausforderung. Oder als Sprungbrett. Es passieren nämlich ziemlich viele gute Dinge, wenn man sie einfach passieren lässt und sich darauf einlässt. Garantiert.

Resi Richtige Richtung?
Vorwärts schauen ist die Devise – klappt zwar nicht immer, aber immer besser! – Foto: Yvi Tschischka

4 Antworten auf „Die drei Sätze?“

  1. Danke für diese Motivation! Gerade das Montagsgemaule geht mir sowas von dagegen… wieder mal toll geschrieben und rüber gebracht!

  2. Oh wie ich dieses Gejammer über Montage, gepaart mit dem dämlichen „Thank God it’s Frideay“ am liebsten in die Tonne treten würde. Was soll das? Freitags muss ich genauso Leistung bringen wie an den anderen 4 Tagen. So what?

    Ach ja, von wegen früher war alles besser: Genauso könnte ich argumentieren, dass früher „alles“ schlechter war. Bringt aber genauso wenig – es gibt bestimmt Dinge, die ich früher besser fand – aber dafür falllen mir bestimmt genauso viele ein, die ich einfach nur ätzend fand. Zum Beispiel Samstags Unterricht. Oder die Kännchen, die es nur draußen gibt – man konnte sich so ein Kännchen ja noch nicht mal teilen, wenn man zu zweit war und nicht so viel Kaffee wollte; denn eine zweite Tasse gab es grundsätzlich nicht dazu.

    LG
    Ulrike

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