Verbitterte Menschen?
28. März 2017:
Ein schöner Tag bricht an. Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, der Kaffee duftet. Alles läuft. Man ist zufrieden, die Welt scheint in Ordnung zu sein. Es ist friedlich.
Trifft man in dieser Grundstimmung auf Menschen, die alt und verlebt aussehen, mit diesem bitteren Zug um den Mund, die Augen böse verkniffen, erst mal ein Pöbeln auf den Lippen, dann betrachtet man solche Personen mit einer Güte im Blick und denkt sich wertungsfrei: „Was zur Hölle ist nur mit Dir passiert, dass Du so verbittert wurdest?“
Diese Menschen, die immer was zu meckern haben, die erst mal alles blöde finden und die ganze Menschheit und überhaupt JEDEN (gerne auch abwechselnd) schlecht finden. Diese Menschen, die wenn man ihnen was erzählt, erst mal alles doof finden, und alles viel besser wissen, oder alles verteufeln. Diese Menschen, die man schon gleich daran erkennt, dass der Glanz aus den Augen gewichen ist, die Mundwinkel nach unten zeigen und sich gar keine Lachfalten um die Augen bilden. Menschen die nur noch sich im Fokus haben und ihr Leid – oder ihr eingebildetes Leid. Kennen wir sie nicht alle? Diese Menschen, die in der Vergangenheit/Scheinwelt leben und nur dort ist alles gut. Diese Menschen, die neidisch sind auf die Erfolge anderer.
Hand aufs Herz – wir haben alle schon mit solchen Menschen zu tun gehabt. Und manchmal ärgern wir uns über sie, manchmal nerven sie einfach nur und manchmal streiten wir uns auch mit ihnen. Verbitterte Menschen. Doch in einer positiven Grundstimmung überlegt man sich vielleicht auch, warum sie so geworden sind.
In einer solch losgelösten Stimmung, leicht müde vom Tag, aber frei in den Gedanken war ich heute, als ich mir einen Podcast angehört habe. Ich höre gerne lustigen Menschen beim Quatschen zu. Heute waren es Jan und Olli von Fest & Flauschig. Irgendwie kamen sie auf „verbitterte Menschen“. Ein Nebensatz war ungefähr so: Menschen werden verbittert, weil sie im Leben Fehlentscheidungen getroffen haben und diese dann im Alter bereuen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Eigentlich haben die beiden echt recht.
In der Jugend ist man selten verbittert. Das Leben wird noch erkundet, alles ist frei und man erlebt viele Dinge zum ersten Mal. Fantastisch. Dann kommt die Verantwortung, das Leben schlägt zu. Man erlebt Verluste, Enttäuschung und Leid. Man wird vielleicht in ein Leben gepresst, dass man sich so gar nicht vorgestellt hat. Man hängt mit den falschen Leuten ab. Ist unglücklich verliebt. Hat keinen Spaß im Job. Egal was. Man trifft falsche Entscheidungen und zieht sie aber trotzdem eiskalt durch. Und irgendwann bereut man sie. Oder man überlegt sich: „Was wäre, wenn ich mich damals so oder so entschieden hätte?“ Wird man dadurch verbittert?
Ich glaube schon. Wenn man sich nur noch um dieses eingebildete Gedankenkonstrukt dreht unbedingt. Jedenfalls möchte ich keine dieser alten, verbitterten Omis werden, die schon einen Schreianfall bekommen, wenn man verbotenerweise über den Rasen am Haus läuft. Oder so ein böser Opi, der sich alle Kennzeichen am Straßenrand aufschreibt und einem die Politesse auf den Hals jagt, wenn man drei Sekunden zu lange mit dem Auto in der Einfahrt geparkt hat. Anstatt zu fragen, ob er vielleicht die Tür aufhalten soll, weil er sieht, dass man gerade Kisten schleppt. Und das sind nur die harmlosen Beispiele. Oder ein Mensch, der ständig nur verkniffen aus der Wäsche schaut, der gar keinen Spaß mehr im Leben hat und nur im Leben von anderen herumstochert, damit er nicht an sein eigenes Dasein denken muss. Einer dieser Menschen, die sich selbst so furchtbar wichtig nehmen, dass sie auf interessant-aberwitzige Gedankenkonstrukte kommen, auf die man selber als Normaldenkender gar nicht kommen würde. Ich denke Ihr wisst, was ich meine. Da werden Geschichten erfunden und zurechtgestutzt, dass sich die Balken biegen.
So möchte ich nicht werden. Bin ich glaube ich auch nicht. Mein Lebensmotto ist eigentlich: „Leben und Sterben lassen“ (James Bond) und natürlich das berühmte „Niemals Aufgeben, Niemals Kapitulieren!“ (Galaxy Quest) Darum mein Gegenprogramm: Beschäftige Dich mit Deinen eigenen Wünschen. Damit ist man gut beschäftigt. Aber nicht übertreiben. Mach Dich nicht abhängig von Anderen, aber habt zusammen Spaß. Freu Dich doch mal über einfache Dinge wie schönes Wetter, guten Kaffee, nette Gespräche. Sei nett zu Menschen. Lächle ihnen zu. Genieße das Leben. Nimm Dir mal eine Auszeit. Lies ein Buch. Geh raus an die frische Luft. Give a shit auf das was Andere sagen. Die kennen Dich nämlich nicht. Niemand kann in Deinen Kopf gucken. Stell Dir Leute einfach mit grünen Haaren vor, oder nackig, oder mit Sprachfehler, wenn sie Dich ärgern. Hab Spaß! Misch Dich nicht ungefragt in anderer Menschen Leben ein. Das geht Dich nämlich primär gar nichts an. Sei Du selbst. Das alles ging mir heute angestoßen durch den Podcasts durch den Kopf.
Dann bin ich losgezogen und habe mich mit zwei alten Freundinnen auf einen Kaffee in die Sonne gesetzt. Gut, es war Schatten und ein McDonalds-Hinterhof, aber draußen, mit netten Menschen. Face to Face. Um noch mal ein paar Anglizismen raus zu kramen. Und dieses losgelöst-gute Gefühl möchte ich mir möglichst oft und möglichst lange erhalten.
Warum ich das jetzt hier erzähle? Keine Ahnung. Aber es hat mich heute einfach bewegt, diese Erkenntnis: Bereue nicht, Lebe einfach! Dann klappt es auch mit dem befreit und nicht verbittert Alt werden 🙂
PS: Das Foto hat eigentlich gar nichts mit dem Text zu tun. Oder doch?
