Sentimentalitäten?
11. Juni 2018:
Heute haben wir Sara und ihren Samurai zum Springturnier begleitet. Eigentlich sollte ich sie ja fahren, aber mein Auto musste unbedingt wieder einmal Drama-Queen spielen und den Hänger-Zug verweigern. Long Story, short: Montag sind wir in der Werkstatt.
Jedenfalls hat mich das Turnier an die Anfänge meiner Reiterlaufbahn erinnert und ich bin sentimental geworden. Kann auch sein, dass bei mir langsam altersbedingte Hormonschwankungen einsetzen, die für pferdetechnische Flashbacks zuständig sind. Oder ich werde langsam dement. Wer weiß das schon. Auf jeden Fall zogen alle meine Pony- und Pferdelieben an meinem inneren Auge vorbei.
Meine erste große Pferdeliebe war ein Welsh A Pony. Ihr Name war „José“ und mit ihr habe ich die Gegend durchstreift. Bei uns am Dorf gab es einen Mann der Welsh-Ponys hatte. Hier haben wir uns mit kleinen Arbeiten das Reiten verdient. Der Grundstock bestand aus Hof kehren. Kehren kann ich also. Und Misten. Was ich schon an Tonnen von Mist geschaufelt habe! Ein Fußballfeld voll reicht wahrscheinlich gar nicht mehr aus!

Später kam dann offizieller Reitunterricht im nahegelegenen Reitverein dazu. Josés letztes Fohlen, ein kleiner Inzucht-Weideunfall, war dann meine erste spezielle Pony-Liebe. Sie war sehr scheu und ich hatte viel Zeit nur in ihrer Box sitzend verbracht, damit sie vertrauen zu mir bekam. „Johanna“ war ihr Name. Sie war auch das erste Pony, dass ich angeritten habe. Johanna war speziell, sie ging Pass. Also quasi mein erstes Gangpferd 🙂 Keine Ahnung, ob das damals komplette Verspannung bei diesem sensiblen, kleinen Pferdchen war, komplette Inzucht, oder ob sie tatsächlich eine Gangveranlagung hatte. Auf jeden Fall träumte ich davon, dass sie im Schuppen hinter unserem Haus einziehen durfte. Tat sie natürlich nicht. Es hieß immer: Wenn Du mal erwachsen bist und selber Geld verdienst, kannst Du Dir ein Pferd kaufen!

Jedenfalls wurde sie eines Tages samt ihres Halbbruder-Vaters einfach als Gespann verkauft und war weg. Mein erster großer Verlust. Das hat wahrscheinlich auch meine Einstellung zu Reitbeteiligungen geprägt. Mir wurden oft einfach die Ponys ohne Worte sprichwörtlich unter dem Sattel wegverkauft. Eine harte Schule. So wollte ich zu meinen Reitbeteiligungen nie sein. Von daher bin ich glaube ich eine ziemlich gute Wahl, falls man Reitbeteiligung bei mir sein möchte 🙂 #eigenlobstinktgarnicht
Aber eigentlich kam ich auf die Sentimental-Schiene, weil wir heute Sara begleitet haben. Das erinnerte mich an meine ersten FN Reitschul-Turniere und natürlich die geliebten Schulpferde von damals. Da gab es „Dojan“ ein brauner Holländer und ausgemustertes Springpferd.

Später kam Bergfee. Bergfee war sehr speziell und sehr flott unterwegs. Wahrscheinlich hat sich da schon meine Liebe für leicht bekloppte Pferde gefestigt. Leider blieb sie nicht lange als Schulpferd. Aber mit ihr hatte ich meinen ersten Wanderritt und 1993 zwei Turnierstarts. Auf diesem Bild wurde ich sogar Erster. Aber ich habe keine Ahnung mehr, wie viele Teilnehmer da dabei waren. Der Pokal steht jedenfalls immer noch in meinem Bücherregal.

Für Bergfee kam Napoleon – ein großer Brauner Wallach. Mit ihm war ich auf jeden Fall einmal bei einer Quadrille im Rahmen irgend welcher Casteller Festivitäten dabei. Das muss 1994 gewesen sein. Soweit ich mich erinnere war Napoleon ein Privat-Pferd, dass dem Reitverein zur Verfügung gestellt wurde. Aber mich interessierte immer das Außen-Herum nicht so sehr, ich war mehr auf die Ponys und Pferde fixiert und wohl eher in meiner eigenen Welt unterwegs.

Aber meine eigentliche große Pony-Liebe war „Charly“, ein Welsh-Reitpony, geboren 1994. Ihn habe ich von Fohlen-Zeit bis ins Reitalter begleitet. Wir hatten eine schöne Zeit, er war sehr temperamentvoll und wirklich eigentlich „mein“ Pony. Mein tiefster Wunsch war, dass er mir gehören sollte. Aber das wurde mir aus unerfindlichen Gründen verwehrt. Also trennte ich mich komplett schwermütigen Herzens von den Welsh-Ponys und rutschte so in die alleinige Welt der Gangpferde. Speziell der Paso Finos. Denn Jacinto trat in mein Leben 🙂

Aber eigentlich hatte ich mich an dieses Bild hier erinnert: „Goletta“ – im alten Reitverein Trautberg 1993 im Springreiter-Wettbewerb. Was war ich stolz wie Bolle, einen ganzen Parcours geschafft zu haben. Das war damals übrigens ein fünfter Platz. Im Reitverein haben wir auch die Sommerferien verbracht. Da hängen viele schöne Erinnerungen an meine Reiter-Kindheit – Nachtwanderungen, Ausritte, Pommes-Essen – Hach ja! (PS: Claudia! Weißt Du noch!? :-)) – manchmal ist das Leben doch ein Ponyhof!

Doch genug mit Sentimentalitäten – die Realität ist: seit 17 Jahren bin ich selber Pferdebesitzer und hänge mein Herz nur noch an Pferde, die mir selber gehören. Oder an Pferde, die von meinen eigenen Pferden stammen. Die letzten 17 Jahre waren fantastische Jahre! Nicht immer einfach, aber immer hatte ich dieses gelbe, leicht autistische Pony bei mir, was oft nicht richtig läuft, mir viele Sorgen macht(e) und auf dessen Rücken ich mich immer zu Hause fühle: Jacinto! Der mir hoffentlich noch ganz viele Jahre bleibt, weil was ich ohne ihn machen soll weiß ich ehrlich gesagt nicht.