Allerlei in Allersberg?
07. Juli 2018:
Heute möchte ich einmal etwas Neues ausprobieren. Wir waren gestern beim Hausturnier der Saga-Reitschule in Rothsee (bei Nürnberg) und hatten dort eine gute Zeit und sehr viel Spaß. Nachdem Frau Sumpf noch in Mutterschaftsurlaub ist haben wir nur Jacinto mitgenommen, was eine sehr gute Übung für ihn war, einmal wieder ganz alleine irgendwo hin zu fahren. Das hat er prima gemacht. Er war komplett entspannt und hat sich den ganzen Tag lang nicht wirklich aufgeregt. Von daher: Super – die Fahrt hat sich damit schon gelohnt.
Nachdem Yvi nicht geritten ist, war sie so nett und hat uns gefilmt. Das ist immer spannend sich selber reiten zu sehen. Während der Prüfung kommen einem nämlich Dinge meist viel Schlimmer vor, oder man denkt: „Wow, was für ein Fehler!“ und wenn man sich dann hinter her auf dem Video sieht, ist es meistens gar nicht so schlimm, wie man selber gedacht und empfunden hat.
Von daher möchte ich Euch heute den kompletten Trail ungeschnitten zeigen und sozusagen „nachbesprechen“. Ich war sehr zufrieden mit Jacinto, er war durchweg entspannt, kooperativ, hat abgewartet was ich von ihm möchte, wenig vorweg genommen und hat sich „führen“ lassen. Für Außenstehende wirkt es vielleicht noch hektisch, aber wir reden hier immer hin von einem Paso Fino, der sofort an Flucht denkt, wenn ihm etwas nicht passt.
Also starten wir! PS: erschwerte Start-Bedingungen, durch Sprecher, die abgelenkt sind, weil alle Zettel weggeflogen sind 🙂 Erstes Hindernis: Regenschirm aufnehmen, aufspannen, mit aufgespanntem Schirm eine Acht reiten, Ding wieder zusammenfalten und aufräumen und weiter tölten zum Dressurviereck. Man sieht genau, dass Jacinto leicht nervös ist, er hat nicht wirklich Bock da stehen zu bleiben. Er macht seinen „verkniffenen“ Gesichtsausdruck. Die Sprungständer und die Situation sind ihm nicht geheuer. Aber er lässt sich überreden aufzupassen und macht mit. Zwar deutlich angespannt, aber er hört zu und fügt sich, was ich grandios finde. Das Aufspannen des Schirmes ist dafür kein Problem. Seltsamer Weise stört ihn sowas meist überhaupt nicht. Das Hingehen an Sachen die herum stehen ist mehr Problem für ihn. Weitertölten ist das nicht, es ist eher ein katastrophales Weiterhumpeln, aber er läuft sich ein und an der kurzen Seite wirkt es ganz ordentlich.
Zweites Hindernis: Sprung – flüssig, elegant, souverän, da macht ihm keiner was vor! Fettes Eigenlob!
Drittes Hindernis: Brücke, mit Stehenbleiben und eigentlich Hütchen versetzen: Öhm. Ja. Hinreiten geht, anschauen auch, aber drüber gehen ist ihm zu gruselig. Wobei er als Fino eigentlich über Bretter schweben müsste. Macht er aber nicht. Ich merke das meist schon vorher, ob das etwas wird oder nicht. Er darf dann drüber nachdenken, was man sehr schön sieht, auch am Abschnauben vor dem Hindernis. Ich frage dann einfach mit dem Schenkel an, lasse die Zügel relativ lang (meist sind die Hände zu hoch … da muss ich dran arbeiten), aber wenn er sich dann gehen traut Prima, wenn nicht, mache ich da kein Drama draus. Dann üben wir so etwas zu Hause in aller Ruhe. Ich werde ihn nicht auf einem Turnier über irgend etwas drüber zwingen. Das macht keinen Sinn. Und wenn er etwas nicht möchte, macht er es nicht. Wir sind dann übrigens nach der Prüfung noch einmal zu Fuß über die „Brücke“ drüber, das hat sofort geklappt. Von daher: Super. Engstellen üben ist somit auf der To-Do-Liste.
Vierte Hindernis: Stangenlabyrinth: Da wollte er doch glatt erst mal angegruselt vor stehen bleiben. Nach kurzem Gucken und einem aufmunternden: „Also Zwerg, jetzt mach mal hinne, das kannst Du ja wohl!“ hat er sich durch getraut. Zwar etwas flott, aber doch aufmerksam und kontrollierbar. Er neigt ja dazu in Stangen-Parcours die Panik zu bekommen und anstatt auf mich zu hören und sich führen zu lassen lieber alles zu zerstören und möglichst schnell aus dieser für ihn unangenehmen Situation wieder raus zu kommen. Wenn er dann neben dem zerstörten Hindernis steht, ist alles wieder gut. Dieses Mal ist alles stehen geblieben und vor allem hat er aufgepasst. 100 Punkte von mir an ihn!
Fünftes Hindernis: Vorhandwendung im „Dreieck“: Eigentlich super gelaufen. Er hat vielleicht etwas viel Schwung gehabt, weil wir die eine Stange angestoßen haben, aber letztendlich: Super!
Sechstes Hindernis: Stangen-L-Sackgasse, vorwärts rein, rückwärts wieder raus. Nachdem wir letztes Wochenende erst ein Stangen-L komplett zerstört hatten, war ich von diesem hier regelrecht begeistert. Er wartet sehr schön in der Sackgasse, wackelt mit den Ohren, dreht den Kopf links und recht, als ob er sagen wollen würde: „Hey! Mir dauert das zu lange, sag was!!!“, wartet aber brav auf ein Kommando, was ich sehr kooperativ finde und mich sehr begeistert. Beim Rückwärts dann haben wir nur ein Tritt gegen die „Stange“, weil er da etwas viel vorweg genommen hat, und übereifrig war, anstatt sich Schritt für Schritt leiten zu lassen, aber hey, durchaus ok!
Siebtes Hindernis: Wippe. In der Mitte stehen bleiben. Muah! Hätte mich stark gewundert, wenn er da drüber gegangen wäre! Macht er ja selbst zu Hause nicht. Alles was sich unter seinen Füßen komisch anfühlt oder bewegt ist ihm komplett suspekt und er will so schnell wie möglich da drunter. Sieht oft spektakulär aus, aber muss auf Turnier nicht provoziert werden. Das müssen wir in aller Ruhe mal üben. Und zwar im Winter, wenn wir ganz viel Zeit haben und nicht auf irgend einen Fino-Strip reiten müssen. Dann beschäftigen wir uns mal mit der Wippe. Von daher habe ich mir selber einen Anreite-Versuch gegeben und bin dann weiter. Ich möchte ja, dass er Trails in positiver Erinnerung behält und nicht als den Ort, an dem er gegen seinen Willen zu etwas gezwungen wird.
Achtes Hindernis: Seitwärts an den Pylonen auf der Bahn. Sehr schön gemacht. Obwohl er ein bisschen noch auf Flucht-Modus von der Wippe ist. Wir haben seitwärts Schritte nach beiden Seiten, zwar etwas flott, aber immerhin kooperativ. Er passt sehr gut auf, leicht wiederwillig (Ohren hinten), und Zähneklappernd, aber immerhin.
Die Wege zwischen den Hindernissen fand ich auch sehr schön gelungen. Für die Harmonie und Horsemanship haben wir eine 7,5 bekommen. Insgesamt eine 5,7. Das hat zum zweiten Platz von drei Starten gereicht, obwohl wir zwei Hindernisse aus gelassen haben. Aber ich mag Jacintos Entwicklung in den Trail-Prüfungen. Er wird über die Jahre hinweg kontinuierlich besser und immer aufmerksamer mir gegenüber. Von daher kann jeder Denken was er will, wenn er unser herum gereite sieht, ich selber war ziemlich stolz auf Jacinto in diesem Trail. Ich erinnere mich noch mit Grauen an unseren aller ersten Trail Start zurück. Da sind wir in den Parcours rein geritten und Jacinto hat einen Deko-Vogel vor der Plastikfolie stehen sehen und DAMIT war die Prüfung vorbei. Komplettes Black-Out bei ihm. Wenn man das im Hinterkopf hat, war dieser Parcours quasi schon Olympisches Gold 🙂
Wie findet Ihr diese Art „Besprechung“? Soll ich das wieder einmal machen? Oder ist das zu langweilig?
PS: Danke Yvi fürs Filmen und natürlich fürs Mitkommen! 🙂