„Tölt Verstehen und besser Reiten“?
28. März 2020:
„Tölt Verstehen und besser Reiten“ – Kaja Stührenberg (Kosmos-Verlag, erscheinen 2011)

Man merkt vielleicht, ich habe mehr Zeit zu lesen! Die Tage habe ich mir endlich einmal ein Buch geschnappt, was ich schon ganz lange durcharbeiten wollte. Kaja Stührenbergs Buch „Tölt Verstehen und besser Reiten“ (erschienen im Kosmos Verlag – 2011). Ich habe mein Exemplar übrigens am Hausturnier in Hünxe gewonnen, als Preis in der Einfachen Töltprüfung mit Jacinto. Kaja und ihr Nuno waren übrigens auch bei dem Turnier dabei. Von daher habe ich das Exemplar sozusagen direkt von der Autorin bekommen und mich auch sehr darüber gefreut!
Kaja und ich treffen uns entfernungsbedingt sehr selten – meistens jedes Jahr in Hannover an der Messe „Pferd&Jagd“, an der Kaja seit zwei Jahren sehr souverän und sehr kompetent die große tägliche Präsentation der Gangpferde im Aktionsring leitet und in der Manege Baroque das Training von Gangpferden sehr schön erklärt. Es macht einfach Spaß ihr zuzuhören und mit dem Team der verschiedenen Gangpferde dort mit dabei zu sein. Aber nicht ablenken jetzt!
Worum geht es in dem Buch?
Wie der Name schon sagt, ist das Hauptthema „Tölt“ – ein Thema, was viele Gangpferdereiter schon oft zur Verzweiflung getrieben hat und immer wieder in die Verzweiflung treibt, mich inclusive. Und wer das leugnet, der ist sehr gut in Verdrängung! 🙂 Kaja gibt im ersten Abschnitt des Buches eine Rückblende auf die Geschichte der töltenden Pferde und auch was für Gangpferderassen es überhaupt gibt, oder welche Pferde Töltveranlagung zeigen (und warum), obwohl sie gar keine töltenden Vorfahren haben. Dann wird der Begriff „Viertakt“ erklärt, wie er entsteht und was es für Varianten gibt. „Tölt“ ist also immer nur ein Sammelbegriff für den zusätzlichen Gang, der kein „Pass“ ist. Taktfehler sind ebenfalls ein Thema.
Der Tölt wird im System der klassischen Reitweisen beleuchtet. Damit meine ich die Skala der Ausbildung und wie der Tölt da hinein passt – wir reden hier von Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung. Hier kann man sich schon wertvolle Tipps für das Training holen, bzw. man erkennt die Zusammenhänge. Es wird auch die Tragfähigkeit des Rückens und die Gymnastizierung von Gangpferden besprochen (was braucht so ein Pferd um gut im Gang laufen zu können?), bevor der Tölt dann im Verhältnis zu den anderen Gangarten beleuchtet wird.
Hier kommt die Gangveranlagung, bzw. die Gangverschiebung ins Spiel – auch hier kann man gute Tipps für das Training seines Pferdes ziehen. Oder Verständnis, wie der vom eigenen Pferd produzierte „Gangsalat“ zustande kommt, finden.
Der Bogen wird dann geschlagen von „Tölt in ausgewählten Lektionen“ (Übergänge, Seitengänge, Piaffe) über die Wichtigkeit des korrekten Sitzes des Reiters im Tölt und was er für Einfluß hat auf das sensible Gebilde „Tölt“, über den richtigen Beschlag und passenden Sattel. Sitzfehler machen sich bei einem Gangpferd in Form von Taktfehlern sehr stark bemerkbar.
Am Ende des Buches gibt es ein richtiges Literaturverzeichnis, das mir positiv aufgefallen ist, weil ich schon lange keines mehr gesehen habe. Zum Weiterlesen findet man Buchempfehlungen, in denen ich auf jeden Fall stöbern werde und eine Seite mit den gängigen Ganpferde-Adressen (gängige Gangpferdeadressen? Wortwitz kann ich …. nicht). Da kann man sich dann speziell über die einzelnen Rassen informieren.
Fazit:
Ich möchte hier nur einen kleinen Einblick geben. Das Buch ist auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung für alle Menschen, die mit dem Begriff „Tölt“ nichts anfangen können – oder gerne mehr damit anfangen wollen würden. Es ist für Leser, die sich einfach der ganzen Zusammenhänge, die das „Problem Tölt“ aufwirft, stellen möchten. Also kurz gesagt, für jeden, der sich einfach einmal rundherum informieren möchte, ohne explizit auf eine spezielle Pferderasse einzugehen. Kaja schlägt den Bogen für alle gangveranlagten Pferde.
Man bekommt im Buch ein gutes Gefühl für den zusätzlichen Gang vermittelt und einen schönen Überblick, welche Pferde ihn zeigen, was man damit machen kann und wie man Trainingsansätze finden und umsetzen kann. Und Fehlerquellen auszumerzen – oder zumindest zu erkennen, wo der „Fehler“ steckt. Also reinlesen Leute!
Kaja Stührenberg ist FN Trainerin A Gangpferde und FN Trainerin B Islandpferde. Sie bildet an einem Hof in der Lüneburger Heide Pferde und Reiter aus, gibt Kurse und ist auf Messen und bei Veranstaltungen zu sehen.
Es gibt übrigens noch ein Buch von Kaja „Gymnastizierung von Gangpferden“ zusammen mit Andra Jänisch, im Cadmos-Verlag erschienen. Das muss ich mir auch noch zulegen, das hatte ich schon einmal geliehen gelesen und fehlt noch in meiner Gangpferde-Bücher-Sammlung. Ihr könnt auch mal bei Kaja Stührenberg auf die Homepage schauen, da kann man noch ein bisschen weiter schmökern.
PS: Übrigens, wer entdeckt mich in dem Buch, wie ich „Fremdreite“?