Del Cavador

„Die Persönlichkeit Ihres Pferdes“?

04. April 2020:

Heute widmen wir uns zur Abwechslung einem Buch, bzw. der praktischen Ausführung des Inhaltes des Buches. Yvi hat es vor einigen Wochen angeschleppt und angefangen Pferdegesichter zu studieren. 

Linda Tellington-Jones/Sybil Taylor – „Die Persönlichkeit Ihres Pferdes“ (Kosmos-Verlag, 1995 – 3. aktualisierte und bebilderte Ausgabe von 2008)

Meinen ersten Kontakt mit Linda Tellington-Jones und der TTEAM-Methode hatte ich bereits mit der Erstauflage um 1995, die ich damals sogar noch in der Städtischen Bibliothek ausgeliehen habe. Dort habe ich übrigens gefühlt sehr viel Zeit verbracht. Vielleicht wollte meine Mutter auch nur ein bisschen Ruhe vor uns und hat uns dort mit den ganzen Büchern, Comics und Hörspiel-Tonbändern stundenweise abgeliefert. Mir sind auch viele Besuche im Kinderspiel-Land des Möbelhauses „Neubert“ in positiver Erinnerung. Die hatten da ein Bälle-Bad und eine Möglichkeit in ein mit Kissen gefülltes Becken zu springen. Man weiß es nicht. Es ist auch ein anderes Thema. 

Dieses Buch und das Buch über die Tellington-Methode haben mich schon damals bei den Welsh-Ponys sehr geprägt. Es eröffnete eine ganz neue spannende Welt! So etwas wie Bodenarbeit war damals noch gar nicht vorhanden – zumindest in meinem traditionell geprägtem reiterlichem Umfeld. Und Dinge wie das Internet und Youtube-Filmchen, über die man alternative Trainingsmethoden aus aller Welt sehen könnte, gab es noch nicht. Sprich: Jeder ist in seiner eigenen Blase gefangen gewesen und hat dementsprechend agiert. Ich wusste aber damals schon: Nur weil man etwas schon „immer so gemacht hat“, muss es nicht gut sein und funktionieren. Mir war schon sehr früh lieber, das Pferd nicht zu stumpfer Befolgung meiner Befehle zu erziehen, sondern ein Team mit dem Pferd zu werden und dem Pferd auch die Möglichkeit zu eröffnen zu verstehen was ich von ihm möchte. Dann arbeitet es nämlich viel motivierter mit. Jedenfalls haben mir die Bücher damals viele Aha!-Momente beschert und sie haben mir viel Stoff zum Nachdenken geliefert. Aber das nur am Rande. 

Es geht um die Persönlichkeit unserer Pferde, und wie sie sich in körperlichen Merkmalen widerspiegeln. Es gibt ja viele Floskeln/Sprüche, wer kennt zum Beispiel diesen hier? „Vier weiße Hufe: Kauf es erst garnicht. Drei weiße Hufe: Behalt es nicht zu lange. Zwei weiße Hufe: Schenk es einem gutem Freund. Ein weißer Huf: Behalt es ein Leben lang.“ 

Tellington-Jones hat Jahrzehntelang Pferdegesichter und Pferdekörper studiert und mit Eigenschaften und Charakterzügen verglichen und damit ein ganzheitliches System erschaffen, mit dem wir unsere Pferde individuell fördern und ausbilden können. Ich finde, jeder Reiter sollte sich einmal mit der Tellington-Methode beschäftigt haben. Mehr möchte ich damit auch gar nicht sagen, weil ich kein Fachmann bin. Was ich aber machen möchte, ist einfach meine Ponys mit den Studien in dem Buch vergleichen und ganz stümperhaft vergleichen was ich selber aus den Gesichtern, Wirbeln und Körpern meiner Ponys lesen kann. Viel Spaß bei meinen Ausführungen. Ich habe mir dazu einfach mehrere Bilder meiner Ponys angesehen, dabei das Buch durchgeblättert und aufgeschrieben was mir aufgefallen ist. Somit enthält dieser Text Zitate aus dem Buch. Es wird spannend!

Fangen wir also mit Jacinto an, meinem ersten eigenen Pferd. Jacinto hat übrigens ein weißes Bein und bleibt dem Spruch zufolge auf jeden Fall sein Leben lang bei mir! 

Jacinto in Sepia im Schilf 2018 – Foto: Yvi Tschischka Photography

Ich fange mit einer kurzen Beschreibung von Jacintos Charakter an, aus meiner Erfahrung mit Ihm beschrieben: 

Jacinto ist ein freundliches Pferd, welches meiner Meinung nach nicht besonders Intelligent ist, aber was er einmal in kleinen Schritten gelernt hat, das behält er. Er ist bei Aufregung sehr temperamentvoll und hektisch. Dinge bringen ihn schon sehr schnell durcheinander. Aber er ist auch sehr zuverlässig und in dem, was er macht schon Charakterstark. Es interessiert ihn oft nicht, was die Anderen machen, wenn er mit seinen eigenen Sachen beschäftigt ist. Er war lange Zeit Herdenchef und im Gelände, oder im Hänger ist er eine Vorbildfunktion für junge Pferde. Die werden von seiner Ruhe und Routine angesteckt. Jacinto ist eher Typ „Eigenbrödler“ – er kann alleine sein, freut sich aber auch über Pferdekumpels. (Da sind wir uns sehr ähnlich). Außer er ist mit Frau Sumpf auf Turnier unterwegs, da ist er ein unmöglicher Kleber! 

Jacinto mag keine Veränderungen. Er fühlt sich am Wohlsten in seiner gewohnten Umgebung, kann aber mit ungewohnten Situationen umgehen, wenn er vertraute Routinen dabei erlebt. Er vertraut dann oft auf meine Führung, bzw. macht Dinge, die er von alleine nicht tun würde mir zu liebe.

Er ist das Pferd, welches den meisten körperlichen Kontakt mit mir sucht. Es gibt ein paar Rituale, die ihm Sicherheit geben. Ich meine damit Körperstellen, die ich berühre und die er dann auch manchmal sucht, wenn es für ihn im Kopf „hektisch“ wird. Seit seiner krankheitsbedingten Rente bettelt Jacinto sehr viel, aber auf eine höfliche, sehr putzige Art. Sein Tageshighlight sind momentan: Bananen! Er fängt schon das Speicheln und Sabbern an, wenn er Menschen in der Futterkammer hantieren hört. Es ist schon ein bisschen süß, aber auch leicht nervig. Aber momentan lasse ich ihm das durchgehen. Obwohl ich sehr oft angetrocknete Bananensabber an meiner Kleidung hängen habe. 

Beschreibung nach dem Buch: 

Kopfform: Gerades Profil mit Elchnase/Gerades Profil: Ein äußerst unkompliziertes Pferd, das leicht lernt. Elchnase: Eine deutliche Vorwölbung des unteren Teils der Nase, weist meist auf ein Pferd mit starkem Charakter hin, das oft auch Leittier einer Herde ist. 

Fast gerades Profil, leichte Elchnase, quadratisches Maul, große Ganaschen: Verlässlich und Selbstbewußt.

mittelgroße – große Ganaschen: durchschnittliche Intelligenz, aber förderbar. (PS: Ich bin mir  nicht sicher, ob die Ganaschen Groß oder Mittelgroß sind.)

Leicht gerundete Maulpartie: Dieses Pferd ist vielleicht etwas starrsinnig und braucht länger, um Neues zu lernen. 

mittellange bis kurze Maulspalte: Starrsinniges Pferd, was nur langsam lernt. Meist haben es solche Pferde leichter mit einer gebisslosen Zäumung, etwa einer Art Hackamore. Mittellang kann man nicht als Alleinstellungsmerkmal charakterisieren. (PS: Jacinto hasst Gebisse!)

bewegliche Oberlippe: Ein Hinweis auf Neugier und das Bedürfnis nach körperlichem Kontakt mit Menschen, beispielsweise an ihnen herum zu knibbeln. Manchmal auch Flappende Unterlippe: Weist auf Nervosität hin oder auf ein Pferd, das übersensibel und unkonzentriert ist. 

normal große Nüstern: Durchschnittliche Intelligenz

Rundes weiches Kinn: Durchschnittliche Intelligenz

großes weiches Rundes Auge: Im Allgemeinen sind solche Pferde willig und vertrauen den Menschen.

Lange Ohren: Das Pferd denkt etwas langsam. Es kann auch leicht launisch sein.

Ohren gerade, gleich weit: voller Energie und machmal sogar etwas hitzig.

Die Augen sind gut zu sehen: Selbstbewußt.

Weiches Aug, offen und klar: Interessiert und voller Vertrauen und Hoffnung. 

Manchmal auch Falten über dem Auge (dreieckig wirkend) – scheint fragend, oder sorgenvoll zu blicken: Das Pferd ist unsicher. Wenn ein Pferd diesen Augenausdruck bekommt, während Sie mit ihm arbeiten, heißt das, es versteht nicht, was Sie von ihm wollen. 

Einzelner Wirbel zwischen den Augen: freundliches Pferd. 

Fazit: Die körperlichen Merkmale passen hier mit dem Charakter zusammen! Spannend! Probiert das doch auch mal bei Euren Ponys aus!

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