Jacinto
Jacinto del Gavilan
geb. 25. April 2001
„Zwerg“
Falbe
Vater: El Aji del Juncal – Falbe geb. 1995
Mutter: Fabulosa la Estrella – Braun geb. 1989
Züchter: Doris Sperber (del Gavilan)
Jacinto kaufte ich als zwei Monate altes Saugfohlen. Die ersten Lebensjahre verbrachte er am Sternberghof in der Hengstherde. 2004 bekam er dort auch seine Grundausbildung. Seit dem wohnt er im Offenstall, wie alle meine Pferde.
Mein „Zwerg“ lernt sehr langsam. Was er aber mal im Kopf behalten hat, das kann er dann. Meistens zumindest. Ruhiges Arbeiten mit Wiederholungen in nicht zu großen Denkschritten geben ihm Sicherheit. Wir haben sehr lange gebraucht, bis ich kapiert habe wie er zu „bedienen“ ist. Nicht zuletzt dank der tollen Unterstützung von Stan Paul und dem Sternberghof. Jacinto ist in erster Linie ein riesengroßer Angsthase. Er hat Angst vor allem und jedem – wenn unser Hufschmied kommt (der echt Klasse ist und Jacinto noch nie etwas getan hat, geschweige denn ihn laut angesprochen hat) zittert er. Der „Zwerg“ fühlt sich sogar betroffen, wenn man mit einem anderen Pferd schimpft und er nur daneben steht. Irgendwie wird das immer schlimmer, je älter er wird.
Er verspannt sich sehr schnell, trennt dann die Gänge nicht klar und lässt sich sowieso sehr schnell aus der Ruhe bringen. Manchmal hüpft er im Gangsalat durch die Gegend, dass einem schlecht wird. Aber er ist trotzdem ein absolut tolles Pferd – wenn er nämlich alles gebacken bekommt läuft er einfach traumhaft und reagiert äußerst sensibel. Ich reite ihn einfach gerne – und verlassen konnte ich mich trotz allem schon immer auf ihn.
Und was ich sehr an Jacinto liebe, er vertraut mir. Man merkt, dass er vor manchen Dingen am liebsten Reißaus nehmen würde, ja normalerweise schon längst über alle Berge wäre, aber mirzuliebe bleibt er tapfer stehen und versucht die Dinge, die ihn so erschrecken zu meistern. Man sieht ihm das richtig an. Und das nur für mich. Das ist ein richtig gutes Gefühl. Irgendwie sagt mir das: Ja, wir machen alles richtig. Dafür merke ich aber auch, wenn es ihm wirklich zu viel wird und dann muss er auch nicht alles mitmachen. Es ist schon ein Nehmen und Geben.
Jacinto liebt lange ausgedehnte Geländeritte, er braucht einfach manchmal richtig lange Galoppstrecken. Das macht seinen Kopf frei und scheint ihm richtig Spaß zu machen.
Jacinto hängt irgendwie zwischen den Welten. Seine Töltmechanik lässt ihn wie ein Performance-Pferd erscheinen, aber er hat nicht genügend Power, Hocks und Frequenz für eine ordentliche Performance. Pleasure ist er aber auch nicht wirklich. Sein „Show“-Tölt besitzt keine große Tempo-Bandbreite, macht mir aber sehr viel Spaß. Neben dem Schritt zeigt er außerdem noch sehr gerne einen sehr schön gesprungenen Galopp (also zumindest im Gelände, am Platz wechselt er sehr gerne die Gangarten – auch in Gänge, die es gar nicht gibt).
Nachdem Jacinto jetzt so viele Jahre unter dem Sattel ist, beginnt er immer öfter statt Trocha reinen Trab zu zeigen. Und was noch erstaunlicher ist: Das Pony kann tatsächlich schnell Tölten! Fragt sich nur, ob ich in einer Prüfung abrufen kann, was im Wald besser funktioniert – oder ob noch einmal viele Jahre verstreichen müssen, bis er zeigen kann, was tatsächlich in ihm steckt. Alles steht und fällt bei ihm mit ausreichendem und regelmäßigem Training.
Was ich so toll an Jacinto finde ist sein gesamtes freundliches Wesen. Er ist höflich und gibt sich unendlich Mühe alles richtig zu machen. Er fährt absolut zuverlässig Hänger und lässt sich überall hin mitschleifen. Er erduldet für mich Turniere, Orientierungsritte, Umzüge, sogar an Trailhindernisse geht er ran – vollenden schafft er meist nicht, da siegt die Angst, aber der Wille zählt. Jacinto würde ich um nichts in der Welt eintauschen wollen, da könnte man mir ein noch so tolles Pferd anbieten. Für mich ist er der Allerbeste!
2019:
Jacinto wird dieses Jahr stolze 18 Jahre alt. So lange bin ich auch schon für ihn Verantwortlich. Wir haben in den Jahren ganz schön was erlebt. Schauen wir mal, wie Jacinto dieses Jahr so drauf ist – so langsam bräuchte ich ein Nachwuchspferd, um Jacinto etwas zu entlasten, damit er nicht immer überall hin mit muss. Aber woher das Geld für noch ein Pferd nehmen? Man soll ja auch für alle Eventualitäten gewappnet sein – und gerade die Folgekosten sind das kontozerschmetternde Element an dem Abenteuer „Pferdebesitzer“ sein 🙂
Jacinto im Turnier:
Nachdem ich Jacinto natürlich trotz seines Gehopses und Gangsalates überall hin mitschleife, hat er sich an viele Gegebenheiten gewöhnt. Ich freue mich bei Jacinto schon, wenn er im Turniergeschehen locker bleibt. Die größte Freude habe ich daran, wenn er es schafft in einer Prüfung konstant durchzutölten und schön mitmacht. Bei Orientierungsritten/Distanzritten wird er immer routinierter. Er schafft sogar manchmal einen Trail ohne Auszuflippen und auf der Strecke entwickelt er sich langsam als „großer Onkel“, der die Youngsters beruhigt und ihnen Sicherheit gibt. Im Umgang und Benehmen lässt er in der Fremde keine Wünsche offen. Er ist für mich einfach Perfekt.
Folgendes Filmchen ist nicht ernst zu nehmen – Jacinto in Schmidmühlen 2010:
(ich mag es einfach nur, weil der Abend so viel Spaß gemacht hat 🙂 – Danke an R.H.)