
Meine Übung, Dein Problem!?
Kurs mit Stan Paul Paso Fino Training im Februar am Zykloopenhof
15. März 2020:
Ein bisschen spät, aber hier mein Bericht über den Kurs mit Stan Paul bei uns am Hof. Stan war eindeutig viel zu lange nicht mehr bei uns, aber an diesem Wochenende hatten wir die Gelegenheit unser Wissen aufzufrischen. Neben ein paar älteren, bereits gerittenen Pferden lag der Fokus dieses Mal teilnehmerbedingt auf der Jungpferdearbeit – bzw. der Fragestellung: Was muss so ein junges Pferd alles können? Und was ist Quatsch? Ich selber war nur als Zuschauer dabei.
Stan gab unseren Jungpferdebesitzern gute Tipps für das weitere Training, bzw. die Vorbereitung der Jungspunde und Halbstarken auf das Leben als Reitpferd. Wie viel der Einzelne mit seinem Jungpferd macht, bleibt meiner Meinung nach jedem einzelnen selber überlassen. Das Thema füllt ganze Foren und Shit-Storm-Anfälle von „NEEEEEEE erst anfassen, bis es fünf Jahre alt ist!“ bis „Täglich ein bisschen Arbeiten und Imprinten“ – aber ich glaube insgesamt ist jedem seriösen Trainer ein grunderzogenes Pferd, welches dann „roh“ zum Beritt kommt lieber, als ein bereits am Boden „verzogenes“ Pferd. Mit „roh“ meine ich: sich ordentlich führen lassen, Höflich sein, Hufe heben, überall anfassen lassen, bisschen spazieren gehen können, vielleicht noch Hänger fahren können. Alles Weitere ist eigentlich nicht nötig, es geht schneller, eine solide Profi-Basis aufzubauen, als bereits falsch erlerntes Verhalten umzuprogrammieren. Aber wenn man allerdings selber Spaß an der Jungpferdearbeit hat oder sein Pferd selber ausbilden möchte (auch wieder ein „Achtung-Shitstorm-Thema“ …) hilft es sich regelmäßig professionellen Input zu holen.

Stan bereitet die Pferde auf altbewährte Art auf das Leben zum Reitpferd vor. Das bedeutet, es muss sich überall anfassen lassen. Es muss aufpassen. Es muss die Schulter weichen. Es muss die Hinterhand weichen. Es muss rückwärts gehen. Es braucht dabei nicht allzu „fein“ in den Hilfen sein, das ist eher hinderlich beim Anreiten. Die Feinheit kommt dann mit der weiteren Ausbildung, das Pferd lernt ja erst einmal die Grundlagen. Man fertigt ja auch nicht gleich filigrane Verzierungen auf Schnitzereien – man versucht erst mal die Funktion des geschnitzten Objektes darzustellen. Das Pferd muss lernen, überlegt zu handeln – also mitmachen. Damit ist man ja schon mal ziemlich beschäftigt. Gute, solide Basisarbeit. Erst dann kann man an alles weitere denken. Und genau hier gab er wertvolle Tipps zur Umsetzung.
Mein Lieblingsspruch von diesem Kurswochenende: „Meine Übung, sein Problem!“ – bedeutet man gibt als Chef eine Übung vor, zum Beispiel: Mensch steht in der Mitte, Pferd soll antreten, ohne den Menschen mit der Schulter anzurempeln und von seinem Platz zu vertreiben und auf einem kleinen Kreis loslaufen. Mensch sagt, Pferd muss machen. Dabei verlässt Mensch nicht seinen Platz und hilft aber trotzdem durch überlegte Körperhaltung seinem Pferd den richtigen Weg zu finden. Klingt jetzt gelesen oder geschrieben vielleicht kompliziert, oder lapidar, ist aber eine echt gute Erkenntnis (übrigens auch gut ins reale Leben übertragbar). Natürlich nichts Neues: Gib dem Pferd eindeutige Hilfen und das Pferd wird verstehen und machen – und bleib einfach konsequent. Nicht grob, aber sei einfach eine konsequente Führungsperson.
Jedenfalls lässt sich dieser Leitsatz auch auf alle anderen Bereich anwenden. Klare ruhige Befehle – „nen Plan haben!“ – und dann einfach machen (lassen) – vielleicht gibt es unterschiedliche Lösungswege. Alle Teilnehmer, ob Reiter oder Bodenarbeiter konnten auf jeden Fall an diesem Wochenende viele Aha-Effekte mitnehmen und neue Impulse für das Training bekommen. Wir sind der Meinung: Stan, Du musst unbedingt öfters wiederkommen! Es hilft auf jeden Fall im Training auch mal frische Sicht von Außen zu bekommen.

Und für den „kleinen“ Diego muss ich sagen: Da habe ich überhaupt keine Bedenken, dass Yvi den zu einem anständigem Reitpferd erziehen kann. Der ist jetzt schon genau wie seine Mutter ein sehr gelehriges, aber auch sehr cooles Pony, das selber mitdenkt und auch Spaß hat, sich ein bisschen zu beschäftigen.
Fliegerzwerg?
13. – 14. April 2013:
Seitdem wir auf unserem Reitplatz ein paar Stangen herumliegen haben, beschäftige ich mich ein bisschen mit dem Thema „Springen“. Also eigentlich eher Stangenarbeit. Sprich ein paar Trabstangen oder einzelne kleine „Hüpfer“ machen. Gerade bei den Trabstangen habe ich gemerkt, sie helfen Jacinto sich zu koordinieren und machen ihn lockerer. Durch Trabstangen hat er auch gelernt unter dem Reiter zu Traben. Falls er sich soweit entspannt, dass er an Traben denken kann. Ist bei Jacinto ja nicht immer so einfach.
Per Zufall habe ich im Internet einen Springkurs im benachbarten Großlangheim (www.reitclub-am-schwanberg.de) entdeckt, der nicht, wie die meisten Kurse die so um uns herum angeboten werden als Turniervorbereitung gedacht war, sondern explizit für Anfänger und eher unter dem Thema Springgymnastik. Das klang interessant. Also haben wir uns kurzfristig angemeldet und beschlossen: Paso Fino goes Jumping! Yvi und Diosa waren auch so mutig mitzukommen. Wenn man bedenkt, dass Yvi überhaupt gar keine Springambitionen hat, zeigt das doch, wie gut Diosa und Yvi inzwischen als Team funktionieren.
Der Kurs (also sprich die zwei Springstunden, die wir mitgemacht haben) wurde von Frauke Hein (www.rtc-aischgrund.de) geleitet. Angefangen haben wir mit einzelnen Stangen am Boden, um erst einmal zu sehen, wie die Pferde überhaupt reagieren. Systematisch hat sich die „Springleistung“ dann bis zum Ende gesteigert. Am Ende der Stunde durchsprang jeder Teilnehmer einen kompletten kleinen Parcours.
Am nächsten Morgen war dann die zweite Stunde. Da war dann der Anspruch schon deutlich höher. Hier war dann der Focus eher auf In-out-Sprünge, bzw. Kombinationen. Alles nicht sehr hoch, aber schon kniffelig für (zumindest unsere ungeübten) Ponys. Davor hatte ich schon Respekt. Aber meine ganze Angst war total unbegründet. Jacinto ist gesprungen wie ein alter Hase. Er hatte eine Freude an den Springübungen und ist richtig gut mitgegangen. Die Kombinationen hat er prima taxieren können und ist flüssig und fast souverän gesprungen. Da schlummern ungeahnte Talente bei ihm. Abschließen konnten wir hier wieder mit einem richtigen Parcours. Ich bin fast am überlegen, einmal eine Springprüfung zu starten. Allerdings bin ich nicht sicher, ob man da mit Bosal starten darf.
Yvi und Diosa haben auch super mitgemacht und sich tapfer geschlagen, aber Yvi wird wohl eher bei den Nichtspringreitern bleiben. Vor allem aber Diosas Trab über die Stangen finde ich sehr ausdrucksstark. Jacinto und mich wird man bestimmt wieder in Großlangheim sehen. Das hat wirklich richtig Spaß gemacht und war komplett anderes wie sonst. Und mal ganz ehrlich, in dieser tollen, großen Halle macht das Reiten auch richtig Spaß.
Fazit: Eine gelungene Abwechslung für uns und ein schöner Blick über den Tellerrand. Frauke Hein hat uns gut geführt und hat auch die Eigenheiten der Paso Finos akzeptiert und uns da nicht versucht hineinzureden, was Reitweisen angeht. Was ich sehr gut finde. Zum Abschluss der ersten Stunde hat sie sich sogar auf Diosa geschwungen und ist ein paar Runden getöltet, was super geklappt hat. Der erste Kommentar war: „Mensch, das ist ja bequem!!!!“ … sprach‘s und töltete locker flockig um die Hindernisse herum mit diesem verdächtigen Lächeln im Gesicht …
Wie war der Kurs mit Peter Kreinberg?
Am Wochenende (6.03. bis 7.03.) waren Jacinto und ich am Sternberghof. Dort traf sich bei frostigen Temperaturen ein kleiner Haufen Lernwilliger zu einem Kurs mit Peter Kreinberg. Pete habe ich bereits auf Messen gesehen und was er da erzählt hat fand ich interessant, logisch und vor allem auch umsetzbar. Er hat eine schöne Art mit den Pferden umzugehen. Ruhig und gründlich. Von daher war ich sehr gespannt was mich bei einem Kurs von ihm erwartet.
Wir waren eine bunte Mischung aus Paso Finos, Mangalarga Marchadore, Isländern, Arabern und einem riesengroßen Warmblut. Alle mit eigentlich unterschiedlichen Kursvorstellungen und Zielsetzungen – ich sage eigentlich, weil sich ziemlich viele „Probleme“ auf simple Art und Weise auf einen Nenner bringen lassen. Pete hat in seinen langen Jahren Reiterfahrung die so genannte „Gentle Touch Methode“ entwickelt. Nachzulesen und nachzusehen übrigens in Buch und Videos. Er schafft es damit wunderbar verschiedene Rassen und Ziele in ein großes Ziel umzusetzen: Feines Reiten in allen Gängen.
Das war auch das Grundmotto dieses Wochenendes. In kleinen Gruppen haben wir an uns und der feinen Kommunikation mit unseren Pferden gearbeitet. Es ist erstaunlich, mit was für einfachen „Tricks“ man sein Pferd auf sich konzentrieren kann. Man spürt ein hochkonzentriertes und aufmerksames Pferd unter sich, wie komplett ausgewechselt, das punktgenau das umsetzt was man gerade möchte. Ein sehr eindrückliches Gefühl. Gerade mit den sensiblen Paso Finos erreicht man auf diese leichte Art viel mehr, als im Hau-Ruck-Verfahren. Anfragen, Antippen und dann Anklopfen. Bildlich gesprochen. Ein weiches Drehen der Hand, ein weiches Mitgehen im Becken, eine Wade die sich im richtigen Moment nach außen dreht, eine Hand die leicht nachgibt. Solche „Tricks“ haben wir gelernt und geübt.
Pete vermittelt sein Wissen auf informative Weise – er schafft es Bilder zu schaffen. Man hat vor Augen, was er erzählt. Vieles was ich sonst höre kann ich nicht umsetzen, weil ich mir nichts darunter vorstellen kann. Mir fehlt das Bild dazu. Kreinberg schafft es komplizierte Dinge einfach zu erklären. Es entstehen Bilder vor Augen. Auf dem Pferd das ganze Umzusetzen ist dann natürlich wieder etwas anderes – wir wurden aber wunderbar in kleinen Schritten zu dem geführt, was wir erreichen sollten. Reiten lernt man schließlich nur durch Reiten. Die perfekte Mischung aus Theorie und Praxis.
Dieser Kurs hat mir unglaublich viel gebracht und mich dem „feinen“ Reiten ein kleines Stück näher gebracht. Das war bestimmt nicht mein letzter Kurs bei Peter Kreinberg. Vielen herzlichen Dank an das ganze Sternberghofteam, dass uns dieses Erlebnis ermöglicht hat und uns übrigens auch aufs Beste verköstigte.